Kritik

"Thor: Love and Thunder" im Kino: Probleme mit der Hammerfrau

Im starbesetzten vierten Abenteuer des Marvel-Helden Thor drängt eine tragische Liebesgeschichte den albernen Witz der Reihe beiseite.
von  Florian Koch
Natalie Portman nimmt ihre Marvel-Rolle als Jane Foster wieder auf - rechts Chris Hemsworth als Thor.
Natalie Portman nimmt ihre Marvel-Rolle als Jane Foster wieder auf - rechts Chris Hemsworth als Thor. © imago images/ Picturelux/Jasin Boland/Marvel Studios

Neuer Spielort, alte Showeinlagen, wiederholte Standing Ovations. Die Marvelfigur Thor (Chris Hemsworth) hat im vierten Teil der Comic-Reihe bereits den Status eines Rockstars inne, der längst den Helden-Olymp erklommen hat, aber vielleicht doch zu lang auf Tour ist. Mit seiner übermächtigen Kraft kann es sich dieser Muskelprotz leisten, auch mal verspätet und ein wenig lax in die anstehenden Schlachten einzugreifen - die Lorbeeren sind ihm eh sicher.

Mit dieser Selbstverliebtheit geht Thor seinen Mitstreitern von den "Guardians of the Galaxy" zunehmend auf den Zeiger. Konsequent lassen sie Thor dann auch bei der nächsten Aufgabe, dem Kampf gegen den Götterschlächter Gorr (Christian Bale), mit dem angepassten Steinwesen Korg zurück.

"Thor: Love and Thunder" – die Spannung köchelt zunächst auf Sparflamme

Thors Sattheit deckt sich unfreiwillig auch mit der ersten Stunde von "Thor: Love and Thunder". Der spritzige Wortwitz und die hemmungslos alberne Situationskomik des Vorläufers "Tag der Entscheidung" werden nicht mehr erreicht, die Spannung köchelt auf Sparflamme.

Erst als sich die Tragik von Thors einstiger irdischer Liebe Jane (Natalie Portman) enthüllt, findet Taika Waititis Film zu einer neuen, ernsteren Erzählhaltung. Die dekorierte Wissenschaftlerin ist an Krebs erkrankt und spürt, dass nur Thors zerbrochener magischer Hammer Mjölnir sie retten kann. Und tatsächlich, mit der ersten Berührung erwachen in Jane ungeahnte Kräfte, zeigt sie Monstern, wo der Hammer hängt.

Thor aber, der längst auf eine Streitaxt umgestiegen ist, muss sich an die gleichberechtigte Thor-Frau erst gewöhnen, was Waititi recht amüsant in der Eifersucht ihrer beiden eigenständigen Waffen illustriert. Die emanzipatorische Stärke von Jane schwächt der es allen recht machen wollende Film aber mit der schleichenden Rückkehr ihrer tödlichen Krankheit ab.

Christian Bale: Szenen zeichnen zu selten die Tiefe seiner Figur 

Nicht ganz stringent wirkt auch der Einsatz des Bösewichts. Charakterkopf Bale gelingt es nur zu Beginn des Films eine zerrissene Figur zu zeichnen: einen verarmten, gläubigen Vater eines Mädchens, das unter seinen Armen in der Einöde einer Sandwüste sterben musste.

Die Schuld gibt dieser am Boden liegende Glatzkopf den Göttern, die sehend sein Unglück zugelassen hätten. Bale bekommt viel zu wenig Szenen, um dieser Auseinandersetzung mit dem eigenen (Irr)Glauben Tiefe zu verleihen. Immerhin schafft er es, seinen Gorr als rachsüchtige wandelnde Leiche wahrhaft schaurig darzustellen, streckenweise sogar gefilmt im ästhetischen Schwarz-Weiß.

"Thor: Love and Thunder" – die Stars retten den Film

Überhaupt sind es die Stars, die das Beste aus einem oft fahrigen, mit künstlichen Computertricks zugekleisterten Film herausholen.

Allen voran ein herrlich selbstironischer Russell Crowe als degenerierter Göttervater Zeus, der sich in einem golden verkitschten Pantheon beim sinnfreien Blitzeschleudern feiern lässt, dem Publikum dabei aber alles andere als blitzgescheit erscheint.


Kino: Royal, CinemaxX, Solln, Leopold, Monopol und Mathäser (alle Versionen) sowie Cinema, Museum Lichtspiele (OV) | R: Taika Waititi (USA, 125 Min.)

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