"The Strangers: Opfernacht": Kritik der Abendzeitung

Johannes Roberts "The Strangers: Opfernacht" bedient leider ein paar plumpe Klischees zu viel.
von  Florian Koch
Braucht das Böse eine Maske?
Braucht das Böse eine Maske? © Square One / Universum

Akkurater Scheitel, weißes Hemd, Fistelstimme. So einem fremden Mann kann man doch wirklich die Türe aufmachen, gerade wenn er sich nur ein paar Eier ausleihen will?

Denkste! Wer den viel zu früh verstorbenen Frank Giering 1997 in Michael Hanekes "Funny Games" erlebt hat, wird diese Frage und die darauf folgende Gewaltspirale nie vergessen.

Zehn Jahre später kam mit "The Strangers" eine weit weniger intellektuelle, aber nicht weniger furchteinflößende US-Splattervariante in die Kinos. Drei maskierte Killer waren es hier, die ein Pärchen, darunter Liv Tyler, in ihrem eigenen Zuhause terrorisierten. Auch in diesem Kassenschlager blieb am Ende ein Satz hängen - die alles entscheidende Frage nach dem Warum: "Weil ihr zu Hause wart", lautete die lapidare Antwort.

Eine vierköpfige Familie wird verfolgt

Zehn Jahre und unzählige Rechtestreitereien später will die Fortsetzung "The Strangers: Opfernacht" nun wieder die Angst vor dem unbekannten Eindringling in den nur scheinbar geschützten Raum schüren. Dass die Gruselrechnung bis auf einige klug getimte Schocks und eine atemberaubende Kampfsequenz in einem Neon-Swimmingpool zu Bonnie Tylers "Total Eclipse of the Heart" diesmal nicht aufgeht, liegt auch am britischen Regisseur Johannes Roberts ("47 Meters Down"). Der bricht zu Gunsten einer Hommage an den Autoverfolgungsspuk "Christine" mit der eigentlichen Prämisse des Originals: dem Terror auf engstem Raum.

Diesmal ist es eine vierköpfige Familie, die von den drei Strangers, den unheimlichen Fremden, verfolgt wird. Allerdings nicht in ihrem Haus, sondern in einem künstlich-verlassenen, Nebel umwaberten Trailerpark, in dem sie sich für eine Nacht aufhalten wollen, bis Töchterchen Kinsey (Bailee Madison) in einem Internat untergebracht ist.

So richtig identifizieren kann man sich aber weder mit der Klischee-Rebellin (inklusive Ramones-T-Shirt), noch mit dem braven Bruder (Lewis Pullmann), eine, wenn wundert's, Sportskanone, und den um Kinsey besorgten Eltern (Christina Hendricks, Martin Henderson).

Umso passender, weil plumper, fällt bei dem ironiefreien, zwanghaft auf 80er Jahre getrimmten Horrorspuk dann auch die Antwort der Killer nach dem Wieso aus: "Warum nicht?"


Kinos: Cinemaxx und Mathäser (auch OV) R: Johannes Roberts (USA, 85 Min.)

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