The Peanut Butter Falcon: Ziemlich beste Freunde
Alle drei Minuten kommt ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt, insgesamt leben weltweit zirka fünf Millionen Menschen mit dieser – auch Trisomie 21 genannten – Anomalie des Erbgutes: eine unterschiedliche, nicht veränderbare Veranlagung, aber keine Krankheit.
Damit umzugehen birgt immer noch Probleme, wie Regisseure Tyler Nilson und Michael Schwartz in ihrem vergnüglichen Roadmovie zeigen. So lebt der junge Zac seit zwei Jahren in einem Altenheim in North Carolina, weil man nicht weiß, wohin mit ihm. Da will er raus, und nach einigen misslungenen Versuchen klappt‘s mit Hilfe seines alten Mitbewohners. Nur mit einer riesigen Unterhose bekleidet flieht der 22-Jährige und versteckt sich unter der Plane eines Motorboots.
"The Peanut Butter Falcon": Zac trifft Tyler
Das gehört ausgerechnet dem Krabbenfischer Tyler, der aus Wut das Lager von zwei anderen Fischern abgefackelt hat und auch schnell verschwinden muss. Klar, dass er über den blinden Passagier nicht erfreut ist.
Doch dann entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den Ausreißern, die sich immer etwas Neues einfallen lassen, um ihren hartnäckigen Verfolgern zu entkommen: nicht nur Tylers rachsüchtigen Kollegen, sondern auch Zacs engagierten Pflegerin Eleanor, die ihn ins Heim zurückholen soll.
"The Peanut Butter Falcon": Shia LaBeouf und Zachary Gottsagen
Lakonisch und witzig sind die Dialoge. Tylers Regel Nummer 1 heißt: "Nicht trödeln!" Aber Zac versteht da immer nur "Party, Party" und freut sich.
Wie sich das Duo erst mit Boot, dann mit Floß durch Seen und Sümpfe der amerikanischen Südstaaten schlägt, in der Pampa immer wieder auf Grund anständige Menschen trifft, die ihm aus der Patsche helfen, das ist herzerfrischend und herzerwärmend.
Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt. Shia LaBeouf läuft zur Höchstform auf, aber die Schau stiehlt ihm Naturtalent Zachary Gottsagen mit Down-Syndrom. Den lernte Regisseur Tyler Nilson in einem Workshop für Schauspieler mit Behinderungen kennen und schrieb ihm die Rolle auf den Leib.
"The Peanut Butter Falcon": Dakota Johnson als Eleanor
Zac lehrt in seiner Unschuld dem Kleinganoven, worauf es wirklich ankommt im Leben. Wenn er davon träumt, sein Idol, einen alten Wrestling-Star in Florida, zu treffen und bei ihm zu lernen, nimmt ihn sein neuer Kumpel ernst und lästert nicht über Zacs seltsamen Sportlernamen "Peanut Butter Falcon".
Dass zum etwas sehr wohlfühligen Ende die hübsche Eleonor (Dakota Johnson) mit auf die Reise geht und sich natürlich in den coolen Bootsmann verguckt, entspricht dem üblichen Romantik-Raster, passt aber hier perfekt in den Mix aus Poesie und Abenteuer, die Erfahrung von Menschlichkeit in einer kalten Welt.
Ein furioser Kinotrip, der Gute Laune macht. Und in Anbetracht des zunehmenden "Aussortierens" durch Schwangerschaftsabbrüche beim Befund von Down Syndrom, gibt dieser wunderbar leichte Film Mut zu einem Bekenntnis für das Leben und die Liebe dieser Kinder. Es lohnt sich.
Kino: City, Monopol (beide OmU), Museum (OV)
B&R: Tyler Nilson, Michael Schwartz
(USA, 98 Min.)
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