"The King's Man: The Beginning": Fragwürdige Geschichtsstunde

Albern oder ernst? Matthew Vaughns Prequel "The King's Man: The Beginning" findet nicht den richtigen Ton.
von  Florian Koch
Conrad (Harris Dickinson, links) möchte im Gegensatz zu seinem Vater Orlando (Ralph Fiennes) seinem Land auch als Soldat dienen.
Conrad (Harris Dickinson, links) möchte im Gegensatz zu seinem Vater Orlando (Ralph Fiennes) seinem Land auch als Soldat dienen. © Disney

Südafrika 1902. Der Zweite Burenkrieg fordert viele Opfer, aufseiten des britischen Imperiums wie auch der burischen Streitkräfte. Orlando, Herzog von Oxford (Ralph Fiennes), bereist in friedlicher Absicht ein britisches Lager. Dabei wird seine Frau Emily (Alexandra Maria Lara) vor den Augen ihres Sohnes Conrad (jung: Alexander Shaw, alt: Harris Dickinson) erschossen.

 Vorgeschichte des elitären Geheimbundes

Bei diesem Prolog, der einen finsteren Abschnitt britischer Geschichte präsentiert, dürften sich Kenner der Actionfilm-Reihe "The King's Man" verdutzt die Augen reiben. Denn nichts erinnert hier an den lustvoll verspielten Ton der ersten Teile, die mit visueller Raffinesse den Mythos James Bond aufs Korn nahmen.

Im nun oft verschobenen Prequel "The King's Man: The Beginning", der Vorgeschichte des elitären Geheimbundes, beabsichtigt Regisseur Matthew Vaughn unter dem Deckmantel der bisher so erfolgreichen Marke einen anderen, weitaus ernsthafteren Ansatz. Gerade in der düsteren ersten halben Stunde ist nichts zu spüren von Vaughns üblichen Popkultur-Verweisen, vom einstigen Dialogwitz zwischen dem Gentleman-Spion Harry (Colin Firth) und seinem prolligen Schützling Eggsy (Taron Egerton). Im Zentrum steht mit Orlando vielmehr ein um Trauer ringender Mann, der es sich zu seiner pazifistischen Aufgabe macht, dass sein ehrgeiziger Sohn Conrad nie in Gefahr gerät. Ein nobles väterliches Ansinnen, das jedoch bald untergraben wird von den düsteren Vorahnungen des Ersten Weltkrieges.

Akribische Geschichts-Aufarbeitung mit einem geschmacklosen Ansatz

Es ist durchaus bemerkenswert, mit wieviel Präzision in Ausstattung und Arrangement Vaughn dann auch den fatalen Auslöser des Weltenbrandes, den Mord an Erzherzog Franz Ferdinand nachzeichnet. Nur um dann seine akribische Geschichts-Aufarbeitung mit einem geschmacklosen Ansatz zu unterminieren.

Die komplexen Hintergründe zu diesem Attentat und zu den fatalen weiteren politischen Entscheidungen hängen beim filmischen Verschwörungstheoretiker Vaughn mit dem Wirken eines fiktiven, auf einem einsamen Felsen tagenden Geheimbundes zusammen. Und auch wenn der kriegslüsterne Anführer sich nicht gleich zu erkennen gibt, sind doch die anderen Figuren aus Geschichtsbüchern bekannt, darunter der angebliche Hellseher Hanussen (Daniel Brühl), die Tänzerin und Spionin Mata Hari (Valerie Pachner) oder auch Rasputin (Rhys Ifans).

Mit der Einführung des ominösen russischen Mystikers kippt der Film dann endgültig ins Lächerliche. Denn Ifans karikiert Rasputin zu einem zottelig-lüsternen Kuchenliebhaber, der sich mit Orlando dann auch noch ein grotesk ins Ballett abdriftendes Duell liefert. Von diesem Ausflug in den gewollten Trash erholt sich der Film nicht mehr, auch wenn Vaughn im Mittelteil ähnlich aufwendig wie sein Kollege Sam Mendes in "1917" von den Gräueltaten an der Front erzählen will.

Kino: Cadillac, CinemaxX, Leopold, Mathäser, Royal sowie Cinema, Museum Lichtspiele (OV) R: Matthew Vaughn,(GB, USA, 131 Min.)

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