„The Accountant“: Rechenmeister mit Bizeps

Wer ist Christian Wolff, dieser unsoziale, aber nicht völlig unsympathisch wirkende Buchmacher (Ben Affleck), der unfassbar schnell rechnen kann? Diese Frage stellt sich lange nicht nur der Zuschauer, sondern auch das Personal von „The Accountant“: Der lässige Direktor der Steuerbehörde (J.K. Simmons), seine Helferin mit dunkler Vergangenheit (Cynthia Addai-Robinson), die schüchterne Buchhalterin (Anna Kendrick), der zwielichtige Firmenchef (John Lithgow). Sie alle sehen nur eine Facette des biederen Buchhalters, der Verbindungen zu allen Unterweltgrößen unterhält und sich hinter mehreren Pseudonymen verschanzt.
Soviel sei verraten: Der steife Autist wurde von seinem Army-Vater zur brutalen Kampfmaschine herangezogen, ist ein killender Kontrollfreak mit strengem Moralkodex, ein Rechenmeister mit gespanntem Bizeps. Eine echte Maschine also – wäre da nicht dieser verräterische Kinderreim, den Wolff immer bemüht, wenn es stressig wird.
Ben Affleck zwischen unfreiwillig amüsant und absurd
Eine solch überzeichnete Figur ist natürlich kaum geeignet, die medizinische Entwicklungsstörung Autismus akkurat wiederzugeben. Ben Afflecks Darstellung ist dementsprechend irgendwo zwischen unfreiwillig amüsant und absurd anzusiedeln. Mit ständig starrem Blick ist er stets an der Grenze zum Klischee.
Und der ganze Film sollte nicht bierernst genommen werden. Er ist zwar unterhaltsam, doch vom Protagonisten abgesehen wirkt die Handlung rund um die Finanzabwicklungen eines High-Tech-Konzerns wie vom Thriller-Reißbrett.
Kinos: Cinema, CinemaxX, Gloria, Mathäser, Münchner Freiheit, Museums-Lichtspiele
R: Gavin O’Connor (USA 2016, 128 Min)