Superman ist zurück! Die Leiden des jungen Außerirdischen
Was fragt man als neugierige Journalisten eigentlich einen überirdisch starken und nicht ganz unattraktiven Mann, wen man ihn verhören soll? Vielleicht, warum er sich freiwillig Handschellen anlegen ließ? Seine lässige Antwort – „So fühlen sie (die Militärs) sich etwas sicherer” – bricht das Eis. Jetzt kann Lois Lane (Amy Adams) auch tiefer bohren, um hinter das Geheimnis seines neopren-artigen Anzugs zu kommen: „Wofür steht eigentlich das ,S’?” Das sehr menschliche Alien runzelt kurz die Stirn: „Es ist kein ,S’. In meiner Welt steht das Zeichen für Hoffnung.”
Der kurze Flirt in einem Abhörzimmer der Army gehört zu den wenigen ruhigen, verschmitzt-ironischen Momenten von „Man of Steel”. Gleichzeitig transportiert das Kurzinterview auch die Herangehensweise des Blockbusters an den Mythos Superman. Wie es der Titel bereits andeutet, will man sich von Vorgängerfilmen absetzen und die Geschichte des ersten US-Comic-Superhelden noch einmal neu erzählen – (fast) ganz ohne einen Superpatrioten im Superman-Cape, der super auf die Bürger Amerikas aufpasst.
Die Story vom Alien-Baby, das vom verzweifelten Papa (Russell Crowe) vom sterbenden Planeten Krypton auf die Erde geschossen wird, wo es behütet bei wertkonservativen Adoptiveltern (Kevin Costner, Diane Lane) aufwächst, bevor es vom Bösen (Michael Shannon als Genozid geiler General Zod) herausgefordert wird, erinnert in ihrem realistischen Tonfall nicht von ungefähr an „Batman Begins”. Immerhin zieht mit Christopher Nolan als Produzent im Hintergrund der Mann die Fäden, der Batman in seiner auch von der Kritik gefeierten Trilogie wiederbelebt hat.
Auch Superman ist wie die menschliche Fledermaus ein selbstzweifelnder Ehrenmann (Henry Cavill), der von der Allgemeinheit nicht gerade mit offenen Armen empfangen wird. Hier wie dort wird der Schmerz des Andersseins und das Gefühl, sich nirgendwo zu Hause zu fühlen, betont. Es bleibt aber auch die Möglichkeit offen, dass sich der Zweifler doch noch zum neuen Jesus aufschwingt, um „Wunder zu vollbringen”, wie es sein Vater einmal weihevoll sagt.
Superman ist mit seinen übermenschlichen Kräften aber ein anderes Kaliber als sein irdischer DC-Comic-Gefährte Batman. Das weiß auch Nolan, und so bleibt es verständlich, dass nicht er, sondern Zack Snyder auf dem Regiestuhl sitzt; ein Mann, der sich besonders auf das Inszenieren von CGI-lastigen Effektespektakeln („300”) versteht.
Im fast 50-minütigen Bombast-Showdown, bei dem von der Kleinstadt Smallville bis zum New-York-Klon Metropolis alles dem Erdboden gleich gemacht wird, kippt dann aber der bis dahin durchaus unterhaltsame Mix aus Comic-Action und Messias-Selbstfindung. Snyders kindliche Lust am lärmig-langweiligen Dauer-Krawall erinnert nicht nur an andere Spektakelfilme wie „Transformers” oder „The Avengers”. Sie zerstört auch den Versuch, den fliegenden Mann aus Stahl zu erden und damit spannend neu zu erschaffen.
Kino: CinemaxX, Gloria (auch OV), Mathäser (auch OmU), Mü. Freiheit, Royal, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV)
R: Zack Snyder (USA, 143 Min.)
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