Steven Spielberg verfilmt seine eigenen Albträume
Steven Spielberg wurde zum erfolgreichsten Filmemacher Hollywoods - dadurch, dass er im Prinzip nur seine Ängste und Albträume als Kind verfilmt hat. Ein großer Wunsch blieb ihm aber verwehrt.
Los Angeles - Er ist der erfolgreichste Regisseur und Produzent der Filmgeschichte. Seine Filme wie "Der weiße Hai", "Schindlers Liste" oder "Jurassic Park" machen den nackten Horror zum Hauptthema. Jetzt erzählt der dreifache amerikanische Oscar-Preisträger Steven Spielberg (69), dass er im Prinzip nur seine Ängste und Albträume als Kind verfilmt hat.
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In einem Interview mit dem "Süddeutsche Zeitung Magazin" sagte Spielberg, er habe nie versucht, einen Psychotherapeuten aufzusuchen. "Würde ich diesen Menschen alle meine Phobien erzählen, bliebe mir nichts mehr, woraus ich Filme machen kann. Ich arbeite meine Traumata ab, in dem ich sie auf der Leinwand dem Publikum erzähle. Von da an muss der Zuschauer mit meinen Ängsten leben. Zu meinen Gunsten spricht, dass meine Filme in der Regel gut ausgehen", verrät der 69-Jährige.
"Vor Angst gezittert"
Und Ängste hatte der junge Spielberg zuhauf: "Meine Einbildungskraft war so stark, dass es kaum etwas gab, was mir nicht sofort Höllenangst einjagte, Disneyland inklusive. Wenn Kinder etwas sehen, was sie nicht verstehen, werden sie üblicherweise neugierig. Ich aber reagierte mit Panik. War etwas riesig, fing ich an zu schlottern. Als ich sieben Jahre alt war, zeigte mein Onkel mir die National Mall in Washington. Der Höhepunkt unserer Tour war das Lincoln Memorial mit der fast sechs Meter hohen Marmorskulptur des sitzenden Abraham Lincoln. Als ich Lincoln in sein Riesengesicht schaute, musste ich die Augen schließen, weil ich vor Angst zitterte."
Selbst Disney-Klassiker wie "Bambi", "Dumbo" oder "Fantasia" waren für Spielberg Schreckenserlebnisse. "Bambi verliert seine Mutter durch die Kugel eines Jägers. Ein schlimmerer Albtraum ist für Kinder kaum vorstellbar. Eine Nacht auf dem kahlen Berge am Schluss von 'Fantasia' ist Horror, der einen erschauern lässt", sagt er. Es gäbe keinen Filmemacher, der ihn in seiner Kindheit stärker traumatisiert hätte als Walt Disney.
Kein "James Bond"
Seine eigenen Schocker wie "Der weiße Hai" durften Spielbergs Kinder nicht sehen. "Meine Frau und ich schwimmen und segeln gern, deshalb wollte ich meine Kinder so lange wie möglich vom 'Weißen Hai' fernhalten. Sie sollten Freude am Wasser haben", erklärt der Familienvater. Doch seine Kinder hätten den Streifen schließlich ohne sein Einverständnis bei Freunden anschauen dürfen.
Steven Spielberg, der dem "SZ-Magazin" auch verriet, dass er sich zweimal vergeblich um die Regie eines James-Bond-Films beworben hatte, bringt am 21. Juli sein neuestes Werk in die deutschen Kinos. In "BFG - Big Friendly Giant" geht es um die Geschichte eines Londoner Waisenkinds, das von einem freundlichen Riesen entführt und in sein Land verschleppt wird. Die anderen Giganten seien jedoch "15 Meter große Ungeheuer, die Menschen auffressen wie Kartoffelchips", so Spielberg. Es beginnt ein Showdown, bei dem auch die englische Königin eingeschaltet wird.