"Stereo" mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu - ein guter deutscher Thriller

Was ist wirklich böse? Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu überzeugen im packenden Psycho-Krimi „Stereo“. Der Debütfilm von Maximilian Erlenwein ist besonders gut erzählt.
Adrian Prechtel |
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Was ist wirklich böse? Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu überzeugen im packenden Psycho-Krimi „Stereo“.

Der Vorspann ist spannend wie ein „James Bond“-Film, ein Spiel mit dem Feuer, wenn die Schriftzeilen von Flammen verzehrt werden. Und gleich zu Beginn sitzt Jürgen Vogel (Erik) auf einem Feuerstuhl. Viel zu schnell saust er über Hügel, durch Täler und Felder einer deutschen Landschaft – lässig, aber doch wie auf der Flucht, als ihn ein Polizeiwagen stoppt: „Stinken Sie nach Öl oder ist das Ihre Maschine?“, fragt ungewöhnlich unverschämt der Polizist (Rainer Bock).

Wenige Minuten später wird sich herausstellen, dass Erik ihn kennt, persönlich als Schwiegervater in spe, der sich für die Zukunft seiner alleinerziehenden Tochter (Petra Schmidt-Schaller) etwas Besseres vorgestellt hat als einen Motorrad-Bastler. Aber zu einem angedeuteten Familienglück wird es für Erik ohnehin nicht kommen, weil ihn seine Großstadtvergangenheit einholt. Die Provinz gibt keinen Schutz vor Besuch aus der kriminellen Rotlichtwelt.

Ein perfektes Paar

Das deutsche Kinopublikum ist heikel. Es traut dem deutschen Film Komödien zu, aber kaum harte Thriller. Mit dem Debütfilm von Maximilian Erlenwein aber bekommen wir einen besonders guten, geschickt erzählten, spannenden mit harten Gegensätzen: die Provinz als intakte Rückzugswelt, dagegen eine urbane Kellerbunker-Sexclubwelt, die unheimlich beleuchtet wird in ihren Auge-um Auge-Mafiaregeln.

In all das baut „Stereo“ noch eine Psychogeschichte ein. Moritz Bleibtreu taucht als Kapuzenmann auf, geisterhaft, doch sehr real: Er ist der Schatten der Vergangenheit, halb zynische Bedrohung, halb brüderlicher Helfer, das schlechte Gewissen, eine schizophren-eingebildete Figur, die Erik nicht mehr abschütteln kann. So verhandelt der Film auch, ob man „ein anderer Mensch“ werden, ob man neu anfangen kann. Hier unterläuft der Film geschickt Erwartungen. Am Ende wird die Linie zwischen Gut und Böse neu gezogen.

Jürgen Vogel als rauer Typ und Moritz Bleibtreu als weicher sind hier ein fantastisches Thriller-Duo, beide unheimlich, aber jeder genau so besetzt, wie man es sofort glaubt in diesem packenden, deutschen Psycho-Krimi.

Kinos: Mathäser, Münchner Freiheit, Neues Gabriel, Kino Solln; B&R: Maximilian Erlenwein (D, 95 Min.)

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