„Star Trek: Beyond“: Verdammt irdische Probleme

Wirkt leider nur wie eine aufgemotzte Fernseh-Episode. Die AZ-Kritik zum neuen "Star Trek Beyond".
von  Florian Koch
Jaylah (Sofia Boutella) zeigt Ingenieur Scotty (Simon Pegg) das Raumschiff.
Jaylah (Sofia Boutella) zeigt Ingenieur Scotty (Simon Pegg) das Raumschiff. © PPG

Der Warpantrieb stotterte vor dem Kinostart von „Star Trek: Beyond“ gewaltig. Erster PR-Motorschaden war der Trailer: Zu viel Action, zu viel „Star Wars“, lautete die Kritik der Trekkies. Als die Fans mit neuen Ausschnitten beschwichtigt waren, starb mit Anton Yelchin alias Chekov völlig überraschend auch noch einer der Hauptdarsteller nach einem tragischen Autounfall.

Als wäre das nicht traurig genug, verlief auch das Outing von Sulu unglücklich. Denn die Figur sei von Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry gar nicht als schwul angelegt worden, erboste sich Original-Sulu-Darsteller George Takei öffentlich, selbst ein Mann, der sich für die Rechte von Homosexuellen in den USA einsetzt.

Was also tun nach diesem verkorksten Vorlauf? Mit einem packenden Weltraum-Abenteuer die Negativschlagzeilen beiseiteschieben! Doch das will trotz aller Bemühungen nicht ganz gelingen, bleibt es sogar an James T. Kirks (Chris Pine) Verfassung, das Problem auf den Punkt zu bringen: Ausgebrannt ist der Kapitän der Enterprise nach drei Jahren Erforschung fremder Galaxien, nach der immer gleichen, episodenhaften Suche nach neuem Leben und neuen Zivilisationen.

Für 150 Millionen Dollar wie aus alten Folgen entsprungen

Der einstige Draufgänger sehnt sich nach einem ruhigeren Posten, geordneten Verhältnissen, will sich nicht immer mit seinem verstorbenen Helden-Vater messen lassen. Doch auch sein designierter Nachfolger Spock (Zachary Quinto) ringt mit sich, da die Beziehung mit Uhura (Zoe Saldana) ruht und auch Admiral Spock (Leonard Nimoy), sein Alter Ego aus einer anderen Zeitlinie, stirbt.

Wie soll man diese Jammerer und Zauderer wieder auf Linie bringen? Ein neues Abenteuer, eine neue Aufgabe. Ganz nach einer verlängerten TV-Episode fühlt sich dieser visuell aufgemotzte 150 Millionen Dollar-Film dann aber leider an. Nostalgie liegt in der Luft, wenn die Crew von einer Alien-Spezies um Hilfe gerufen wird, aber in einen Hinterhalt gerät. Ein Stahlbienen-Schwarm durchbohrt die Enterprise, lässt Kirk & Co. auf einen fremden Planeten stranden. Ganz wie in den 60er und 70er Jahren sieht es dort mit kargen Felsen und etwas Wald verdächtig aus wie auf der Erde. Und auch die Außerirdischen, darunter die Amazone Jaylah (Sofia Boutella) oder der finstere Killer Krall (Idris Elba) wirken mit ihrer Kabuki-Theaterbemalung oder Reptilienköpfen wie aus alten Folgen entsprungen.

Zwischen den ermüdenden Zweikämpfen und wilden Befreiungsaktionen samt Motorrad-Stunt von Kirk und gewitzten Hologramm-Effekten bleibt noch Zeit für ironische Wortgefechte. Denn die Crew der Enterprise ist lange Zeit auf Grüppchenbildung angewiesen – darunter der Logiker Spock und der aufbrausende Arzt Pille (Karl Urban). Wirklich originell sind diese charmanten Kabbeleien allerdings nicht, genau so wenig wie die Aussage des Films. Auch der neue Regisseur Justin Lin, bekanntgeworden durch seine „Fast and Furious“-Reißer, vertraut auf das alte Star-Trek-Credo, dass nur im friedlich-engagierten Zusammenspiel der unterschiedlichen Lebewesen und Charaktere eine Form von Gesellschaft überhaupt möglich sei.

Dem gegenüber steht Krall, der betrogene Soldat, der sich nur über den Kampf und simple Rachepläne definiert, anderen wie ein Vampir das Leben aussaugt. Für Star-Trek-Verhältnisse ein blutleerer Bösewicht, der weder große Furcht erzeugt noch Raum für philosophische, zeitaktuelle Diskussionen lässt. Eine verpasste Chance, die auch die spektakuläre Action, samt Showdown in der Schwerelosigkeit, nicht auffangen kann.


R: Justin Lin (USA, 120 Min.)

Kino: OV: Cinema/Museum; 3D: Cinemaxx, Gloria, Leopold, Mathäser, Royal

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