Solo: A Star Wars Story im Kino: Der neue Film in der AZ-Kritik

"Solo: A Star Wars Story" mit Alden Ehrenreich ist der zweite Ableger der Weltraum-Saga. Die AZ-Filmkritik.
von  Philipp Seidel
Alden Ehrenreich als Han Solo und Joonas Suotamo als Chewbacca in "Solo: A Star Wars Story".
Alden Ehrenreich als Han Solo und Joonas Suotamo als Chewbacca in "Solo: A Star Wars Story". © Jonathan Olley/Lucasfilm Ltd./Disney/dpa

Er sieht ein bisschen aus wie die Star-Wars-Figuren, mit denen man als Kind gespielt hat: sehr gut, aber irgendwie eben auch zu glatt, um echt zu sein. Und aus diesem Bürschlein soll jener Han Solo geworden sein, den ab 1977 Harrison Ford verkörpert hat und zur Science-Fiction-Ikone machte? Schwer vorstellbar.

Man muss den armen Alden Ehrenreich, überhaupt den ganzen Film aber in Schutz nehmen: Es gibt bei "Star Wars" keine Rolle, die mehr Breitbeinigkeit, mehr Sarkasmus, mehr Selbstironie verlangt als die des Han Solo. Gegen dieses Über-Bild anzuspielen, ist praktisch unmöglich.

Solo: A Star Wars Story – Unterhaltung und spektakuläre Bilder

So gesehen, macht Ehrenreich seinen Job ganz gut. Und der Film erfüllt seinen Zweck: Er erklärt, wie Han Solo zu dem Weltraum-Helden wurde, als der er in Episode IV auftaucht und mit ironischer Arroganz den Weltraum aufmischt. Das Drehbuch (von "Star-Wars"-Altmeister Lawrence Kasdan und seinem Sohn Jonathan) muss einerseits einige Dinge, die wir aus früheren Filmen über Han Solo wissen, erklären, andererseits das alles in eine geschlossene Handlung einarbeiten. Und das gelingt durchaus unterhaltsam und – natürlich – mit vielen spektakulären Bildern.

Wir erfahren, wie Han durch einen bürokratischen Akt zu seinem Nachnamen kommt. Wir sehen, wie er auf seinen haarigen Co-Piloten Chewbacca trifft und den gewitzten Lando Calrissian kennenlernt. Und wir sehen, wie Solo von Calrissian – den Umstand kennen wir schon aus "Das Imperium schlägt zurück" – sein Raumschiff, den "Rasenden Falken", im Glücksspiel gewinnt. Dazu kommt eine starke Zug-Überfall- und Schmuggler-Geschichte. Und immer wieder Bezüge zu anderen Star-Wars-Filmen.

Großartige Besetzung beim neuesten "Star Wars"-Ableger

Allein die grandiose Besetzung macht "Solo" schon sehenswert: Alden Ehrenreich schlägt sich wacker, "Game of Thrones"-Star Emilia Clarke als seine Freundin Qi'ra spielt ihn mit Charme und Sex-Appeal an die Wand. Donald Glover als äußerst charismatischer und gewitzter Lando Calrissian wäre einen eigenen Film wert. Dazu Woody Harrelson und Thandie Newton als Gaunerpärchen Beckett und Val. Und Paul Bettany als bestaussehender Bösewicht der bisherigen "Star Wars"-Geschichte.

Die Dreharbeiten haben unter der Regie von Chris Miller und Phil Lord begonnen, die beiden wurden aber bald wegen künstlerischer Differenzen von ihren Pflichten entbunden. Oscar-Preisträger Ron Howard, dem wir unter anderem "A Beautiful Mind" verdanken, übernahm die Aufgabe, ließ einiges nachdrehen und lieferte am Ende einen Film ab, der die Fans der frühen Filme nicht irritiert, gleichzeitig aber die nachgewachsenen Zuschauergenerationen freundlich in den Arm nimmt. Langweilen sollte sich eigentlich niemand.

Zu fragen wäre, ob es überhaupt noch einmal ein Film schaffen kann, die Euphorie der frühen Teile von "Star Wars" auszulösen. Zur Lust am Erzählen, zur Freude am Fabulieren ist halt längst das wirtschaftliche Kalkül gekommen. Und wir sind ja alle auch nicht jünger geworden. Vielleicht ist "Solo" für die Teenager von heute der geeignete Einstieg in die "Star Wars"-Welt. Genug zu entdecken gibt es ja.


R: Ron Howard (USA, 135 Min.)

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