"Solange ich atme": Großes Kino in der AZ-Filmkritik

"Solange ich atme": Die grauenhaft nette Geschichte einer Liebe, die jede Lähmung überwindet.
Adrian Prechtel |
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Robin (Andrew Garfield) mit Freunden, Sohn und seiner Frau (Claire Foy, am Kopfende).
SquareOne/Universum Robin (Andrew Garfield) mit Freunden, Sohn und seiner Frau (Claire Foy, am Kopfende).

"Was folgt, ist wahr!" Und dann sieht man Oldtimer in Bilderbuchlandschaften Englands und bald auch Kenias, um der Geschichte des erfolgreichen Tee-Händlers Robin (Andrew Garfield) und seiner schönen Diane (Claire Foy), in aller Upper-Class-Sicherheit noch ein Brise Abenteuer zu geben. Zwischen ihnen war es Liebe auf den ersten Blick (Diane: "Ich wusste einfach, dass es das ist"), Nachwuchs ist da und so sind wir Mitten und am Ende einer Art Rosamunde-Pilcher-Universum – von emotionaler Wahrheit keine Spur!

Doch im Dezember 1958 wird das Leben der Cavendishs von einem Moment zum anderen massiv erschüttert: Kinderlähmung! Im Alter von 28 Jahren ist Robin vom Hals abwärts gelähmt. Aber der Film erstarrt weiterhin in glatter Schönheit – bis zu einem Flamenco-Gitano-Sommerfest am Straßenrand.

Javier Bardém hat für seinen Gelähmten, der aber sterben will ("Das Meer in mir") den Oscar bekommen

Das Spannungsfeld zwischen Lebenswunsch und -Lust sowie Einschränkung und Todessehnsucht ist grundsätzlich guter Stoff für Tragödien, Dramen und Komödien. Javier Bardém hat für seinen Gelähmten, der aber sterben will ("Das Meer in mir") den Oscar bekommen. Im Kunstfilm "Schmetterling und Taucherglocke" von Julian Schnabel wurde radikal ehrlich, dabei fantasievoll vom Eingeschlossensein im eigenen Körper erzählt und "Ziemlich beste Freunde" ist zwar etwas blauäugig, aber dennoch eine fantastische, auch ansatzweise vielschichtige Komödie geworden. All das schafft "Solange ich atme" nicht. Alle Härten sind vermieden, und das einzige, was als Horrorkabinett dem Zuschauer vorgestellt wird, ist – auf einer Reise Robins – eine sterile deutsche Behindertenverwahrungs-Klinik zwischen High-Tech-Labor und Käfighaltung.

Da aber ist Robin schon zum Vorzeige-Vorkämpfer von Behindertenrechten geworden, der mit seinem Motor-Rollstuhl auch noch den technischen Fortschritt beflügelt. Und das Thema Sterbehilfe? Ganz harmlos und einfach. Natürlich ist die Geschichte von der immer treuen Frau und ihrem Mann, der seinen Überlebensfreudewillen nicht aufgibt, rührend. Aber nicht in dieser süßlichen Glätte.


Kino: Cinemaxx, Sendlinger Tor, Gloria, Münchner Freiheit, Mathäser (auch OV) R: Andy Serkin (GB, 118 Min.)

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