So ist der Film "Mad Max: Fury Road" mit Charlize Theron
Worum es in diesem neuen-alten „Mad Max“-Film geht, lässt sich auch nach zwei Kinostunden nicht richtig erklären. Die Grundgeschichte ist: Ein Transporter mit einer heimlichen Fracht (missbrauchte Frauen) soll aus dem Herrschaftsbereich eines postapokalyptischen Tyrannen geschafft werden. Dazu hat George Miller nach seinen drei Mad-Max-Vorgänger-Filmen der 80er-Jahre das Spektakel nicht so sehr um Computeranimations-Spielereien erweitert. Er ist der greifbaren Plastizität treu geblieben – mit Tom Hardy als Mad Max, der jetzt Mel Gibson ersetzten muss.
Was kann ein Action-Science-Fiction mit Horrorelementen über uns heute aussagen? Man muss diese Theorien nicht völlig teilen. Aber Soziologen destillieren aus der Popkultur Wahrheiten über unsere unbewussten Ängste. Da waren dann die Außerirdischen-Invasionen in Filmen der 50er und 60er Spielgel der Paranoia vor einem kommunistischen Angriff. Riesenspinnen und Dinosaurier wurden die Verarbeitung der frühen Genforschung und Mutationsängste durch Radioaktivität. Und selbst King Kong soll die personifizierte Angst des weißen Mannes vor der Naturhaftigkeit der Schwarzen gewesen sein.
Spiegel von Gegenwarts-Befindlichkeiten
Egal, wie ernst man diese Thesen nimmt, es darf gefragt werden, was die „Mad Max“-Filme der 80er spiegelten: ganz klar die Panik vor der Apokalypse eines Dritten-Weltkriegs, einer atomaren Verwüstung. Und hier ist auch eine der großen Schwächen der neuen Version „Fury Road“, er korrespondiert nicht mehr mit unserer heutigen Erfahrung.
Wenn man doch versuchen würde, „Mad Max: Fury Road“ intellektuell zu deuten? Zwei nebensächliche Aspekte bleiben: Die Wasserknappheit, die zu Migrationsbewegungen führt. Denn in der Hauptstadt herrscht ein Verknappungs-Tyrann, dessen Herrschaftssystem in einer Mischung aus Rocker- und Heavy-Metall-Faschismus bestehen. Beides läuft eher ins Leere.
Eine einarmige Amazone
Aber es gibt die versteckte Botschaft: Fliehe nicht, sondern versuche die Dinge dort zu lösen, wo du herkommst. „Fury Road“ ist eine Flucht, die wieder umkehrt, als das erwartete Frauen-Paradies-Land nicht mehr existiert, alles unter der Führung einer einarmigen Amazone: Imperator Furiosa (Charlize Theron).
Diese Dramaturgie führt zur Ermüdung beim Zuschauer, weil die Umkehr, die zweiten Durchkomm-Schlachten nur noch als Wiederholung des bereits Gesehenen wirken. Auch dass diesmal das Schicksal des Guten überwiegend in den Händen einer Frau liegt, ist nicht mehr neu, aber wirft hier die Frage auf, warum der Film weiterhin „Mad Max“ heißt. Theron kämpft als Imperator Furiosa ebenbürtig und Tom Hardy bleibt als gebrochener Outlaw ohne Persönlichkeit.
Materialschlacht
Was bleibt? Der Eindruck einer unheimlichen Materialschlacht und physisch harten Kämpfen. Dass dabei aber pur auf PS-Geilheit – vom Truck bis zum Cross-Motorrad – gesetzt wird, ist inhaltslos und auch zeitfremd.
Und auf Trophäen-Frauen hätte man 2015 auch verzichten sollen. Denn der durch die Wüstenlandschaften gejagte Öl- und Wasser-Transporter hat blutjunge Frauen geladen, teils schwanger, zu Zuchtzwecken vom Tyrannen zum Sex gezwungen.
Sie sind zwar politisch korrekt blond, rot, braun, alle wie aus Germanys Next Top Model gecastet, bleiben aber fade Nebenfiguren, an denen sich allenfalls Voyeurismus entzündet.
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