"Shazam! Fury of the Gods": Antiker Comic-Strip
Es gibt Schauspieler, die bei jedem Rollenangebot abwägen, ob es zu ihrem Image passt. Anders Helen Mirren. Die britische Oscarpreisträgerin spielt je nach Gusto sowohl in trivialen Blockbustern ("Fast & Furious") als auch in anspruchsvollen Filmen ("Die Queen") mit. Selbst ein Ausflug in pornografische Gefilde ("Caligula") findet sich in Mirrens schillernder Biografie. Eine Rolle aus der antiken Sagenwelt bekleidet die heute 77-Jährige - mit allerdings mehr Stoff am Körper - auch in "Shazam! Fury of the Gods". In Interviews erklärt Mirren, dass sie besonders die Prämisse des Films gereizt hätte. Und ja, in "Shazam!" sind es endlich mal keine übermächtigen Figuren, die mit Superkräften die Welt vor Bösewichtern retten, sondern unsichere Teenie-Außenseiter, die eher zufällig in ihre Heldenrollen schlüpfen.
"Viel hilft viel"
Der Charme des ersten Teils bestand dann auch vor allem darin, zu zeigen, wie der aufgeweckte Waisenjunge Billy (Asher Angel) an der Seite seines Ziehbruders Freddy (Jack Dylan Grazer) die Kräfte seines Alter Egos Shazam (Zachary Levi) für sich entdeckt. Die Fortsetzung gibt sich mit dem Ausleben eines Kindheitstraums jedoch nicht mehr zufrieden und funktioniert rein nach dem Prinzip "Viel hilft viel" - auch wenn vor lauter Action-Orgien gar keine stimmige Geschichte mehr erzählt wird.
Die Gefahr muss von außen kommen
Drei Jahre nach dem ersten Teil wirken Shazam und seine Superheldenfreunde wie abgebrühte Spätpubertierende, für die die Rettung von Menschenleben zur Routine geworden ist. Um wieder eine Familien-Einheit zu werden, muss die Gefahr also von außen kommen. Und hier bedient sich Regisseur David F. Sandberg ungeniert bei der griechischen Sagenwelt. Hespera (Helen Mirren), Kalypso (Lucy Liu) und Anthea (Rachel Zegler), die Töchter des Titanen Atlas, schwören trotz interner Unstimmigkeiten Rache, weil Shazam ihnen unfreiwillig ihre Kräfte entzogen hat.
Spannungsarm
Was folgt sind Comic-übliche, einfallslose Muskelspiele, bei denen nicht nur die Stadt Philadelphia in Mitleidenschaft gezogen wird, sondern auch ein arg zerfledderter Drache für Chaos sorgt.
Die computeranimierten Schlachten sind jedoch so spannungsarm und strikt nach Schema F inszeniert, dass selbst eine Könnerin wie Helen Mirren nichts aus ihrer Standard-Rolle herausholen kann.
Und so bleibt nur festzuhalten, dass die Krise Hollywoods in Sachen Comic-Verfilmungen mittlerweile fast so schwer wiegt wie das Himmelgewölbe, das Atlas in so vielen Darstellungen auf seinen Schultern trägt.
Kino: CinemaxX, Mathäser, Royal, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV) R: David F. Sandberg (USA, 130 Min.)
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