"See How They Run": Retro-Unterhaltungskrimi mit britischem Humor
Diese "Wer war's"-Krimis sind sterbenslangweilig, sagt der deutschstämmige Filmregisseur (Adrien Brody) betrunken auf der Backstage-Feier zur 100. Aufführung von "Die Mausefalle" im Londoner Westend, nicht ahnend, dass es das am längsten durchgehend gespielte Theaterstück der Welt werden würde. Er selbst soll das Stück für Hollywood aufgepeppt verfilmen – ist aber nach 15 Minuten des Films und mehreren arroganten Ausfällen plötzlich tot.
So dass genau ein "Whodunit?"-Krimi einsetzt, witzigerweise unter den Schauspielern des Stückes als Tatverdächtigen. Inspector Stoppard (Sam Rockwell), Whiskeyfreund und Single, wird von der Kripo geschickt, bekommt aber vom Chef noch einen Sidekick beigeordnet – mit dem Hinweis, dass man jetzt verstärkt Frauen ranlassen müsse.
Zwei Tote beim Showdown
Nur ist diese Polizistin (Saoirse Ronan) penetrant beflissen und das Gegenteil von intuitiv. Zusammen bilden die beiden ein konstruiert komödiantisches Kontrast-Dreamteam.
Ihre Ermittlungskreise ziehen sich konzentrisch um das Theater. Beim dritten und letzten Kreis sind wir in sogar in der Villa von Agatha Christie (Shirley Henderson) selbst, wohin sie angeblich alle geladen hat und wo die Grand Dame des klassischen Krimis, um den Fall nicht weiter eskalieren zu lassen, beim Showdown selbst zwei Tote verursacht – einen aus Versehen und einen aus Nothilfe.
In den letzten, oft mauen Kinojahren, ragten als tapfere Erfolge die ultra-konservativen Christie-Verfilmungen "Mord im Orient-Express", "Tod auf dem Nil" als Publikumserfolge heraus.
Retro-Unterhaltungskrimi: Nostalgiebedürfnis bedient
Aber es blieb immer die Frage: Warum man im 21. Jahrhundert diese amüsanten, aber verstaubten Klassiker derart langweilig werktreu und nostalgisch verfilmen?
"See How They Run" bedient zwar ebenfalls das Nostalgiebedürfnis, ist aber raffinierter. Denn einerseits spielt er stark mit dem Vorbild "Mausefalle" als Theaterstück im Film, entfaltet dabei genau in diesem Stil aber seine eigene, neue Krimigeschichte.
So ist ebenfalls ein reiner Retro-Unterhaltungskrimi entstanden, der aber mit ein paar kleinen Seitenverweisen auf unsere multikulturelle und diverse Moderne und mit Selbstironie spielt - also Humor hat: Very british, und das bei einer Hollywoodproduktion.
K: Astor Film Lounge im Arri, Cinema (OV), City-Atelier (OmU), Leopold, Monopol (OmU), Museum (OV)
R: Tom George (USA/UK, 98 Min.)
- Themen:
- Adrien Brody
- Mord