"Schweinskopf al dente": Darf man über Mord lachen?

"Schweinskopf al dente" startet kommende Woche in den Kinos. Doch darf man in Zeiten von Terrorattacken und Amokläufen über Mörder lachen? Das sagen die Hauptdarsteller Sebastian Bezzel und Simon Schwarz dazu.
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"Schweinskopf al dente" startet kommende Woche in den Kinos. Doch darf man in Zeiten von Terrorattacken und Amokläufen über Mörder lachen? Das sagen die Hauptdarsteller Sebastian Bezzel und Simon Schwarz dazu.

Für Fans ist diese Krimikomödie Pflicht und ein gewohnt deftiger Spaß: "Schweinskopf al dente", die dritte Verfilmung eines Rita-Falk-Romans, startet kommende Woche (11.8.) in den Kinos. Und doch ist dieses Mal alles anders. Denn das Lachen über Morde, Mörder, Opfer und Ermittler bleibt einem an manchen Stellen im Halse stecken - und das nicht etwa, weil die Szenen nicht witzig wären. Vielmehr kommt so mancher Zuschauer vielleicht ein wenig ins Grübeln, ob man dieser Tage über entflohene Mörder und Messerstechereien lachen darf.

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Was die Hauptdarsteller Sebastian Bezzel (45, "Stellungswechsel") und Simon Schwarz (45, "Vorstadtweiber") davon halten, erklären sie im Interview mit spot on news.

Einfluss auf Krimikomödien

"Bei allem, was gerade passiert, mit Terror, Amoklagen und jungen heterosexuellen Männern, die mit der Wut und Enttäuschung auf dieses Leben nicht mehr umgehen können, oder dem Homosexuellen-Attentäter in einem Club in Orlando, frage ich mich schon: Warum bringt ihr euch nicht allein daheim um? Warum müssen da 50 andere mitgehen?", so Sebastian Bezzel. Umgekehrt frage er sich aber nicht, ob er je wieder in einen Club gehe, auf ein Konzert, ins Einkaufszentrum oder nach Paris. "Und genau darum geht es auch: Ich glaube, dass wir unsere Lebensweise verteidigen müssen."

Der bayerische Schauspieler, der auch schon in den Rita-Falk-Verfilmungen "Dampfnudelblues" (2013) und "Winterkartoffelknödel" (2014) den Dorfpolizist Franz Eberhofer gegeben hat, findet aber auch: "Natürlich muss man über Gewaltdarstellung nachdenken, auch wir mit unserem Filmen. Ich denke aber, dass Gewalt bei uns ziemlich überhöht dargestellt wird und manchmal sogar ein bisschen was von Kaspertheater hat. Das sollten wir schon weiter zeigen können", so Bezzel.

"Demokratie verteidigen" und "weniger Berichterstattung"

Auch der österreichische Schauspieler Simon Schwarz, der in den Krimikomödien den Privatdetektiv und Eberhofer-Vertrauten Rudi Birkenberger mimt, findet die Vorfälle "schrecklich" und gibt zu, dass er viel darüber nachdenke. Insofern sei es in Ordnung, sogar Krimikomödien dieser Tage in Frage zu stellen.

"Ich werde mich aber weigern, mein Leben wegen solcher Anschläge und Attentate zu ändern. Diesen Gefallen werde ich denen nicht tun. Das ist Teil unserer Demokratie und die haben wir auch zu verteidigen. Für unsere freiheitliche und gleichberechtigte Lebensweise sind viele Menschen gestorben. Da darf man keinen Schritt zurückgehen", so das leidenschaftliche Plädoyer des Wahl-Berliners Schwarz.

Für Bezzel sind zudem die Franzosen ein Vorbild: "Nach diesen absurd schlimmen Attentaten im November haben sie gesagt: 'Jetzt gehen wir erst recht in die Straßencafés. Das ist unser französischer Lebensstil, Savoir-vivre, unser Nenner, unsere Kultur, darum kommen die Menschen aus der ganzen Welt zu uns. Das gilt es zu verteidigen.'"

Laut Schwarz spielen vor allem die Medien eine nicht unwesentliche Rolle: "Es hängt ja auch eine riesige Wirtschaft daran. Früher hat man gesagt: 'Was macht man, wenn es Krieg gibt und keiner geht hin?' Beim Terror ist es das gleiche: Was machen die, wenn keiner mehr darüber berichtet?", fragt der Schauspieler.

Die breite Berichterstattung sei ja genau das, was die Terroristen und Einzeltäter wollen. "Wir sollten ihnen da nicht zu sehr in die Karten spielen - und vor allem keine unverpixelten Fotos der Attentäter und Amokläufer zeigen. Ihnen die Plattform für eine Märtyrer-Selbstdarstellung zu geben, finde ich kontraproduktiv", so Schwarz.

Darum geht's in "Schweinskopf al dente"

Franz (Sebastian Bezzel, l.) und Moratschek (Sigi Zimmerschied, r.) staunen über den Schweinskopf in Moratscheks Bett Foto:© 2016 Constantin Film Verleih GmbH / Bernd Schuller

Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) kommt nicht zur Ruhe in der tiefsten bayerischen Provinz Niederkaltenkirchen. Seine On-Off-Freundin Susi (Lisa Maria Potthoff) hat ihn verlassen, um mit einem Verehrer in einer Pizzeria am Gardasee neu durchzustarten. Zudem ist da noch die unangenehme Sache mit dem Küstner (Gregor Bloéb), einem entflohenen Psychopathen, der auf Rache sinnt.

Ganz oben auf seiner Liste: Franz' Vorgesetzter Moratschek (Sigi Zimmerschied), der panisch wird, als er nachts einen blutigen Schweinskopf in seinem Bett vorfindet. Moratschek erklärt Franz zu seinem persönlichen Bodyguard und quartiert sich kurzerhand auf dem Eberhofer-Hof ein. Zum Glück kann sich Franz auf seinen Freund Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) verlassen...

Die Krimikomödie "Schweinskopf al dente" läuft ab 11. August in den Kinos.

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