Roman Polanski mit Hollywood-Drama im Kino: Nach einer wahren Geschichte

Roman Polanski inszeniert mit "Nach einer wahren Geschichte" einen Psychothriller, der leider nur halb überzeugt.
Matthias Pfeiffer |
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Die Beziehung von Delphine (Emmanuelle Seigner, links) und Elle (Eva Green) kippt immer wieder beinahe ins Erotische.
Carole Bethuel / Studiocanal Die Beziehung von Delphine (Emmanuelle Seigner, links) und Elle (Eva Green) kippt immer wieder beinahe ins Erotische.

Schreibblockade, Drohbriefe, Burn-Out: Delphine (Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner) hat mit einem Roman über ihre Mutter gerade einen Bestseller veröffentlicht und ist nun mit den Schattenseiten ihres Berufes beschäftigt. Doch als sie gerade ihre letzten Kraftreserven in eine Signierstunde investiert, steht Elle (Eva Green) vor ihr. Irgendetwas ist anders an der jungen Frau. Nachdem sie sie zufällig auf einer Party wiedersieht, scheint sich Elle als ihre Retterin zu entpuppen.

Roman Polanski verfilmt mit "Nach einer wahren Geschichte" den gleichnamigen Roman von Delphine de Vigan. Der Meister versucht sich hier an einem Thema, das er vor Jahrzehnten bereits in "Rosemaries Baby" oder "Der Mieter" behandelt hat: dem Verwischen von Realität und Einbildung. Was hier als Freundschaft zwischen der Schriftstellerin und der Ghostwriterin beginnt, nimmt mit der Zeit sehr merkwürdige Züge an.

Elles Anteil an Delphines Leben wird größer, schließlich zieht sie bei ihr ein, beantwortet ihre Mails und fährt in ihrer Identität zu Terminen. Wenn Delphine selbst ein Interview gibt, zieht sie sich eifersüchtig zurück. Langsam kommen Zweifel hinzu, ob Elle existiert oder schiere Einbildung ist. Das Ganze steuert auf ein klaustrophobisches Finale zu, in dem sie ihrer Anhängerin ausgeliefert ist.

Roman Polanski rangiert mit "Nach einer wahren Geschichte" hinter seinen bisherigen Werken

Seigner und Green sind in diesem Psychospielchen das eigentliche Highlight. Sie ziehen den Zuschauer von der ersten Minute an in ihre Beziehung, schaffen eine Atmosphäre um sich herum, der man sich schwer entziehen kann. Eine tiefere Erotik wird immer angedeutet, aber nie richtig ausgespielt. Vor allem Emmanuelle Seigner als ausgebrannte Frau, die langsam den Kontakt zur Wirklichkeit verliert, ist eine großartige Besetzung.

Ansonsten hat "Nach einer wahren Geschichte" kaum Besonderheiten. Man hat das Gefühl, alles irgendwo anders schon besser gesehen zu haben, auch im Werk Polanskis selbst. Trotz der Hauptdarstellerinnen dauert es, bis der Film in Fahrt kommt. Er lässt sich einfach zu viel Zeit, ehe er die mysteriöse Ebene der Handlung erreicht. Wenn es dann endlich so weit ist, bleibt das Finale leider auch eher in gewohnten Gefilden.

Es wäre nun übertrieben zu sagen, Polanski sei mit seinem neuen Film auf der ganzen Linie gescheitert. Aber wenn man sich die Vielzahl vergleichbarer Stoffe ansieht, rangiert "Nach einer wahren Geschichte" irgendwo im Mittelfeld.


R: Roman Polanski (Frankreich 2017, 100 Minuten) Kinos: City, Kino Solln, Leopold, Theatiner Film (OmU)

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