Robert Redford stellt die Gretchenfrage nach der Gewalt
Es ist lange her, da diskutierte moralisch theoretisierend das politisierte deutsche Bürgertum, was man machen würde, wenn ein untergetauchter RAF-Kämpfer an der Tür klingelte: Unterschlupf geben oder die Polizei holen?
In „The Company You Keep” muss der linksliberale Anwalt Grant (Robert Redford) in den TV-Nachrichten erfahren, dass eine Frau (Susan Sarandon) verhaftet wurde, die er vor mehr als dreißg Jahren gut kannte. Es war die Zeit der Anti-Vietnamdemonstrationen, der Watergate-Affäre, studentischer Unruhen und des Gefühls, dass sich diese Gesellschaft ändern muss und zwar gewaltig, notfalls mit Gewalt.
Und innerhalb weniger Jahre nach gescheiterten Revolutionsträumen passierte – auch in Deutschland, Frankreich, Italien – eine Trennung: die meisten richteten sich in neuer liberalerer Bürgerlichkeit ein, viele blieben gesellschaftlich aktiv, eine Splittergruppe rutschte in den terroristischen Untergrund ab.
In diesem Spektrum spielt der Thriller, in dem Robert Redford auch die Regie führte. Denn mit der Verhaftung einer ehemaligen Kampfgefährtin, die sich verbürgerlicht hatte, muss auch Grant – der sich ebenfalls eine neue Identität aufgebaut hatte – untertauchen. Und er sucht – quer durch die USA und seiner Vergangenheit fliehend – eine Frau, die den Kampf nie aufgegeben hat (Julie Christie).
Diese Geschichte ist mehrfach interessant: Nicht nur wird die heute allzu resignativ oder bequem passiv beantwortete Frage verhandelt, wie stark man als aufgeklärter Bürger Widerstand leisten muss.
Auch wird vielschichtig die Frage nach den Mitteln gestellt: Langt gesellschaftliches Engagement, darf man zu Sabotageakten (wie Snowden) greifen oder zu gezielter Gewalt? „The Company You Keep” wählt dabei den Kunstgriff, einen jungen Journalisten (Shia LaBeouf) einzubauen. Der wittert für sich den großen Coup. Aber je näher er Grant kommt, je mehr er über den Widerstand in der Vergangenheit erfährt, desto unsicherer wird er, wie dieser radikale – zum Teil fehlgeleitete – Idealismus zu bewerten ist. Und mit ihm werden wir packend in unseren oft allzu schnellen und vorgestanzten Antworten verunsichert. Das macht – bei klassischer äußerer Spannung – die innere Spannung dieses Filmes aus.
Kino: Leopold, Cadillac, CinemaxX, Atelier (OmU), Gloria (auch OV), Cinema (OV)
R: Robert Redford (USA, 121 Min.)
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