Kritik

"Rifkins Festival" im Kino: Spätsommerlich, amüsant und weise

"Rifkins Festival" enthält viele bekannte Woody-Allen-Topoi und ist so ein schönes Déjà-vu.
von  Adrian Prechtel
Sie (Gina Gershon) verliebt sich in einen jungen Regisseur (Louis Garrel). Er versucht es bei einer Ärztin.
Sie (Gina Gershon) verliebt sich in einen jungen Regisseur (Louis Garrel). Er versucht es bei einer Ärztin. © Quim Vives

Dass ein Werk langsam verebbt, wenn ein Künstler Mitte 80 überschritten hat, müsste nicht verwundern.

Im Falle von Woody Allen aber liegt der Fall anders: Im neueren Fegefeuer uralter, längst juristisch mehrfach widerlegter Missbrauchsvorwürfe kündigte erst Amazon den Verleihvertrag für die kommenden Filme und einige Schauspieler distanzierten sich, obwohl sie mit ihm zusammengearbeitet hatten.

Das ist schade und feige. Denn von Woody Allen kommen immer noch schöne, amüsante und geistreiche Filme, wenn auch "Rifkins Festival" nicht viele Überraschungen bietet, wenn man seine Filme kennt.

Rifkin erzählt uns die Geschichte selbstironisch

Ein älterer Mann mit einer jüngeren Frau kommt in eine Ehekrise, als sie sich in einen Jüngeren verliebt. Das Ganze auf dem Filmfestival von San Sebastian. Der Witz besteht darin, das Rifkin (Wallace Shawn) uns die Geschichte selbstironisch erzählt, weil er sich als nervöser, neurotischer Intellektueller outet, der sich an seinem Anspruch als Schriftsteller, es mit den großen Meistern aufzunehmen, natürlich überhebt - also erfolglos bleibt.

Seine Frau (Gina Gershon) aber ist erfolgreiche PR-Managerin, die sich in den jungen Starregisseur (Louis Garrel) verliebt. Der Witz: Er ist sicher gutaussehend, lässig und weiß bei Frauen geschickt auf deren Romantik-Tick einzugehen, aber er ist letztlich ein eitler Hochstapler, der in Intellektuellenpose mit Regielegenden-Namen, denen er es mindestens gleichtun wolle, um sich wirft, aber die verliebte Frau hängt an seinen Lippen. Und da ist schon der ganze Woody-Allen-Kosmos drin.

Christoph Waltz hat einen Kurzauftritt als Sensenmann

Und wirklich kommen auch viele Tagtraumsequenzen vor: Schwarzweiß-Filmzitate, die hier Produkte von Psychologensitzungen sind (auch das ein klassischer Woody-Allen-Topos). So taucht auch der Tod auf. Christoph Waltz hat hier einen Kurzauftritt als Sensenmann, Schach spielend wie in Ingmar Bergmans "Das siebente Siegel", oder Rifkin wünscht sich in die frauenumschwärmte Rolle des von einer Schaffenskrise geplagten Regisseurs in Fellinis "8 ½". Natürlich geht es um die Lebenssinnfrage und die nach dem eigenen Schaffen.

Wer diese leicht ironischen, melancholischem, immer im schönen Setting gedrehten Lebensspielfilme mag, wird auch "Rifkins Festival" wieder mögen, auch wenn er nicht mehr den großen Biss hat, wie viele Vorgängerfilme. Alles ist viel mehr im Pastell-Licht eines Altherrensommers an der spätsommerlichen spanischen Atlantikküste. 

Kino: ABC (Omu) und Museum (OV), R: Woody Allen (E, USA, 88 Min.)

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