"Resistance" mit Jesse Eisenberg und Matthias Schweighöfer: Ein Überlebenslächeln

Wie heldenhaft Marcel Marceau zu "Monsieur Bip" wurde - und noch viel mehr: "Resistance" mit Jesse Eisenberg und Matthias Schweighöfer.
von  Adrian Prechtel
Jesse Eisenberg als junger Marcel Marceau, der uns zum Lachen brachte, als alles zum Weinen war.
Jesse Eisenberg als junger Marcel Marceau, der uns zum Lachen brachte, als alles zum Weinen war. © Warner

Eigentlich sollte der Junge die jüdische Metzgerei seines Vaters (Oliver Masucci) übernehmen. Aber der Junge ist viel zu spielerisch, verträumt, künstlerisch. Und in einer Zeit, als kritische oder subversive Worte tödlich sein konnten, entdeckte Marcel Marceau sein pantomimisches Talent.

Wie Marceau zu "Monsieur Bip" wurde

"Resistance" von Jonathan Jakubowicz erzählt die Geschichte, bevor Marceau der berühmte "Monsieur Bip" wurde - und diese Geschichte ist unglaublich berührend: Denn Marcel nutzt sein Talent, um traumatisierte, vom Tod bedrohte jüdische Kinder in ihren Verstecken und auf der Flucht vor der deutschen Besatzung Frankreichs und der SS etwas Anderes zu geben als die grausame Wirklichkeit, die der Film ebenfalls ehrlich und schonungslos zeigt.

Mit Pantomime junge Menschen erreichen

Marcel findet mit seinen kleinen Kunststücken, seiner vermeintlichen Unbekümmertheit und seiner Freude an der Pantomime den Zugang und das Vertrauen dieser jungen Menschen. Lächeln, stummes Lachen, Groteske und Parodien sind hier nicht nur geistiger Widerstand, sondern vielleicht sogar Therapie, jedenfalls aber die Chance, für wenige Momente die Wirklichkeit und Gefahr vergessen zu können: das Komische - wenn auch in der oft fast melancholischen Form eines Marcel Marceau - als Freiheit und Befreiung.

Merceau schloss sich der französischen Resistance an

Dass Marceau aber weit darüber hinausging, indem er sich der französischen Resistance gegen die deutsche Besatzung anschloss und geheime Kindertrecks unter ständiger Lebensgefahr - die der Film beklemmend erlebbar macht - begleitete, wissen die wenigsten. Und man sieht nach diesem Film auch anders in das Gesicht dieser großen Künstlerpersönlichkeit, die eben auch die grausame Schwere der Geschichte in sich und mit sich trug.

Wahnsinn und Poesie

Der in allem Wahnsinn auch von poetischen Szenen durchzogene Film von Jonathan Jakubowicz ist aber nicht nur ein spannendes Biopic, auch wenn Jesse Eisenberg Marceau ein überzeugend wahrhaftiges Gesicht gibt. Denn "Resistance" geht über die individuelle Geschichte Marceaus weit hinaus, erzählt von einer ganzen Gruppe von Menschen, die mit unbeirrbarem Mut und selbstloser Tapferkeit sich dem entmenschlichten Wahnsinn der rassistischen NS-Ideologie entgegenstellen, während die meisten passiv blieben und viele sogar kollaborierten.

Matthias Schweighöfer als SS-Offizier

"Es ist kein Widerstand, Nazis zu töten. Der einzige Weg, Widerstand zu leisten besteht darin, so viele Juden wie möglich am Leben zu erhalten" - ein Zitat von Marcel Marceau nach der brutalen Ermordung einer Widerstandskämpferin.

Matthias Schweighöfer stellt den SS-Offizier Klaus Barbie, dem "Schlächter von Lyon", nicht nur als kaltblütigen Verbrecher dar, sondern - wenn auch dämonisch - als gebildeten, zynisch-charmanten Mann: Die Bestialität reicht so sichtbar bis in bürgerliche Kreise, weshalb man sie als Zuschauer so schwerer von sich wegschieben kann.


Kino: Mathäser sowie Museum (OV)

Regie: Jonathan Jakubowicz (F, USA, D, GB, 122 Min.)

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