Ralph Fiennes: "Ich habe mich immer als Außenseiter gefühlt"

Schauspieler Ralph Fiennes (56, "Der englische Patient") bringt mit "Nurejew - The White Crow" ab 26. September seine dritte Regiearbeit in die deutschen Kinos. In dem Film über die sowjetische Ballettlegende Rudolf Nurejew (1938-1993) wollte der Brite ursprünglich nur hinter der Kamera tätig sein. "Ich wollte nicht mitspielen. Ich wollte Regie führen, weil ich den Geist dieses jungen Tänzers [...] liebte", erzählt Fiennes spot on news im Interview. Doch um die Finanzierung für das Projekt zu bekommen, habe es geholfen, dass er vor der Kamera aktiv war. Wenn auch nicht überall.
Erleben Sie Ralph Fiennes in "Der englische Patient"
Besondere Aufnahmen vor und hinter der Kamera
Eine russische Produzentin habe Fiennes gefragt, warum er nicht im Film mitspielen werde. Dann würden Gelder aus Russland fließen. "Ich spiele mit, aber ich habe trotzdem keinen russischen Rubel bekommen", erzählt Fiennes schmunzelnd. Der Film wurde an Originalschauplätzen gedreht, wie etwa dem Louvre in Paris. Die Dreharbeiten dort haben stattgefunden, als das berühmte Kunstmuseum geschlossen war. Und wie es der Zufall wollte, war gleich ums Eck ihres Drehortes das Gemälde der Mona Lisa - ohne die täglichen Touristenmassen. Da habe er die Gunst der Stunde für ein Foto mit dem berühmten Werk von Leonardo da Vinci (1452-1519) genutzt.
Außerdem wurde Fiennes und seinem Team gestattet, in der Eremitage in Sankt Petersburg zu drehen. Es ist eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt, in dem Filmaufnahmen üblicherweise nicht genehmigt werden. Es sei eine Ausnahme gemacht worden, da es im Film um Rudolf Nurejew geht und das Museum und die Gemälde nicht nur als Hintergrundkulisse verwendet werden, sagt Fiennes mit einem gewissen Stolz. "Das war gigantisch. Und sehr emotional", erinnert sich der Brite.
James Bond in den 50gern?
Für Fiennes ist die Arbeit als Regisseur etwas Besonderes. Dabei werde ein anderer Teil seines Gehirns und seiner Vorstellungskraft beansprucht als beim Schauspielern. Er liebe es, Entscheidungen zu treffen, sei es mit dem Designteam oder den Kameraleuten. Ebenso inspirierend sei die Arbeit mit Drehbuchautoren und den Cuttern, im Schnittraum könnten völlig neue Möglichkeiten für einen Film entstehen. Er liebe diese Herausforderungen. Ein großes Vorbild für ihn sei Regisseur Anthony Minghella (1954-2008), mit dem er bei "Der englische Patient" (1996) zusammengearbeitet hat.
Ralph Fiennes sagt zudem über sich selbst: "Ich habe mich immer wie ein Außenseiter gefühlt." Etwas, das auch auf seine Hauptfigur im Film zutrifft. Fiennes führt aus, dass er lieber ein Buch lese, Musik höre oder spazieren gehe, anstatt in einer Bar ein Bier zu trinken oder zum Fußball zu gehen. Ralph Fiennes weiß zu überraschen. Seine beiden Lieblingsfilme sind "Das süße Leben" (1960) und "Zwölf Uhr mittags" (1952). Zudem liebt er die Musik von Johnny Cash (1932-2003) und Johann Sebastian Bach (1685-1750).
Ralph Fiennes ist übrigens "sehr glücklich" darüber, dass er in den James-Bond-Filmen mitspiele. Er würde sich allerdings mal einen Bond-Streifen wünschen, der in den 1950er Jahren spielt, im Stil eines Film noir.
Darum geht es in "Nurejew - The White Crow"
Paris in den 1960er Jahren: Der Kalte Krieg befindet sich auf seinem Höhepunkt und die Sowjetunion schickt ihre beste Tanzkompanie in den Westen, um ihre künstlerische Stärke zu demonstrieren. Das Leningrader Kirow-Ballett begeistert die Pariser Zuschauer, aber ein Mann sorgt für die Sensation: der virtuose junge Tänzer Rudolf Nurejew (Oleg Ivenko). Attraktiv, rebellisch und neugierig, lässt er sich vom kulturellen Leben der Stadt mitreißen.
Begleitet von der schönen Chilenin Clara Saint (Adèle Exarchopoulos) streift er durch die Museen und Jazz-Clubs der Stadt, sehr zum Missfallen der KGB-Spione, die ihm folgen. Doch Nurejew genießt den Geschmack der Freiheit und beschließt, in Frankreich politisches Asyl zu beantragen. Ein höchst riskantes Katz- und Mausspiel mit dem sowjetischen Geheimdienst beginnt.