Paul Feig: "Emilia Clarke ist schreiend komisch"
Die meisten Zuschauer kennen Paul Feig (57, "Nur ein kleiner Gefallen") als Macher von Komödien wie "Taffe Mädels", "Brautalarm" oder der Neuauflage von "Ghostbusters". Mit "Last Christmas" (Dt. Kinostart 14. November) wagt sich der modebewusste Tausendsassa an ein Weihnachts-Feature - für das er sich auf eine 365-tägige weihnachtliche Mission machen musste. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Feig unter anderem, wie sehr ihn Emilia Clarke als Person überrascht hat - und wie es war, für den Film auf George-Michael-Liedersuche zu gehen.
"Last Christmas" ist Ihr zweiter Weihnachtsfilm. Dabei soll Ihr erstes weihnachtliches Projekt aus einer Notlage heraus entstanden sein...
Paul Feig: Das stimmt. Den ersten habe ich tatsächlich nur gemacht, weil es der einzige Studio-Film war, den ich annehmen konnte.
Und was reizt Sie inzwischen an diesem Genre?
Feig: Ich habe mich dank "Oh je, du Fröhliche" in Weihnachtsfilme verliebt. Emma Thompson hat mir ihr Drehbuch geschickt und schon beim Titel habe ich gezweifelt. Ich habe gedacht: Oh je, wie kann das bloß gut gehen? Doch es war fantastisch. Also musste ich den Film einfach machen.
Ursprünglich war der Plan, dass Emma Thompson nur das Drehbuch liefert. Wie kam es dazu, dass Sie nun Kates Mutter verkörpert?
Feig: Ja, tatsächlich sollte Emma wirklich nur am Set sein. Aber als sie dann jeden Tag zur Produktion erschien, dachte ich mir: Ich kann nicht einfach eine der besten Schauspielerinnen weltweit jeden Tag am Set haben, ohne dass sie eine Rolle bekommt. Ich habe ihr gesagt, dass sie Kates Mutter spielen soll - doch ausgerechnet Emma zögerte. Also habe ich sie überredet, weil sie großartig und witzig ist. Mit ihrer Besetzung bekam der Film noch eine zusätzliche traurige Komponente.
Im Film spricht Emma Thompson jetzt mit einem ziemlichen Akzent...
Feig: Ja, wir wollten die Geschichte einer Einwandererfamilie porträtieren, was mithilfe des Akzents gut gelang. Es spielt unterschwellig eine große Rolle, wie die Familie untereinander agiert. Kate, die von Emilia Clarke gespielt wird, verleugnet zudem wer sie ist und sucht ihre eigene Identität, also hat sich dieser Aspekt natürlich angefühlt.
Sind Sie ein "Game of Thrones"-Fan, oder warum wollten Sie ausgerechnet Emilia Clarke in der Hauptrolle?
Feig: Ich bin ein riesiger Fan der Serie, was auch der Grund war, dass ich sie zum ersten Mal traf. Ich wusste nicht genau, wer mir da vor vier Jahren gegenübertreten würde und hatte eher eine kühle, distanzierte, knallharte Person vor Augen.
Lief es dann nicht so ab, wie erwartet?
Feig: Nein, absolut nicht. Als ich Emilia traf, war sie die wärmste und reizendste Frau, die man sich nur vorstellen kann - und sie war so schreiend lustig. Direkt nach dem Treffen sagte ich zu meinem Co-Produzenten, dass wir sie unbedingt in einer Komödie besetzen sollten, damit alle erfahren, dass viel mehr in ihr steckt als "Game of Thrones". Ich suchte einige Jahre nach geeignetem Stoff für sie. Als ich "Last Christmas" in die Finger bekam wusste ich: Das ist es, ich habe meine Kate gefunden.
Mithilfe Ihres Films hat sie dank Ihnen eine Art Imagewechsel vollzogen. Von der harten Daenerys Targaryen zu einer Figur, die Bridget-Jones-Anklänge hat...
Feig: Ich wollte vor allem, dass die Welt sieht, wie lustig Emilia ist. Wenn ich jemanden kennenlerne, der eine ganz andere Facette von sich zeigt als erwartet, will ich genau diese Seite auf die Leinwand bringen. Das habe ich mit Chris Hemsworth, Jason Statham und Michelle Yeoh gemacht, die alle ebenfalls immens komisch sind. Für mich ist das Emilias bisher beste Rolle.
Die Lieder von George Michael spielen ebenfalls eine große Rolle im Film. Ist man da nicht eingeschüchtert?
Feig: Wir mussten erst die richtige Balance finden, aber bei seinem riesigen Fundus großartiger Werke freut man sich eher über die Aufgabe. Emma hatte zwar an manchen Stellen schon passende Songs von George ausgesucht, aber als ich mich auf große Recherche durch seine Musikhistorie machte, entdeckte ich außergewöhnliche Lieder wie "Heal the Pain", die perfekt zum Film passten. So puzzelten wir uns stückweise durch den Film. Es war eine wunderbare Herausforderung, die Lieder in "Last Christmas" einzuweben.
Jetzt, nachdem Sie so einen intensiven Einblick in die Musik von George Michael bekommen haben: Welcher ist Ihr Lieblingssong?
Feig: Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, wäre es tatsächlich "Heal the Pain". Ich kannte das Lied vorher nicht, aber es hat mich umgehauen.
Sie kennen jedes Lied von George Michael und sind dank "Last Christmas" ein Profi in Sachen Weihnachten. Haben Sie überhaupt noch Lust auf die Feiertage?
Feig: Zu hundert Prozent. Dadurch, dass ich "Last Christmas" gedreht habe, hatte ich jetzt ein ganzes Jahr lang Weihnachten, aber ich habe es geliebt! Ich bin fast traurig, dass mein nächstes Projekt nicht auch ein Weihnachtsfilm sein wird.
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