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Patriotismus als Geschäft
Heldentum ohne Perspektive: Das Thema des Filmdramas schält sich nur langsam und leise heraus. Ein großer Komiker sorgt dann doch noch für schrille Aktualität.
von Andreas Günther
Die Bücher sind ernsthaft - auf der Leinwand aber wird es laut: So verhält es sich meist mit Literaturverfilmungen. Bei "Die irre Heldentour des Billy Lynn" ist es genau umgekehrt. Wer den Titel liest und aufschnappt, dass es um einen als Helden gefeierten amerikanischen Soldaten aus dem Irak-Krieg
geht, vermutet eine aufgekratzte, desillusionierende Satire oder Farce. Das entspricht auch dem zugrundeliegenden Roman von Ben Fountain (2012), der vor überhitzter Fantasie beinahe ins Delirium führt. Im Kino hingegen wartet auf das Publikum viel Nachdenklichkeit, ein gerüttelt Maß an Resignation und unendliche Sehnsucht. Um sich zu seiner Eigenart zu bekennen, braucht der
Film allerdings sehr lange - zu lange. Es ist das Jahr 2004, Amerika führt Krieg gegen den Terror, im Irak sind die US-Truppen immer wieder in heftige Kämpfe verwickelt. Mitsamt Team wird Billy Lynn (Joe Alwyn) zum nationalen Idol, als er Sergeant Shroom (Vin Diesel
) tollkühn aus feindlichem Feuer rettet. Zu Thanksgiving kutschiert eine Stretchlimousine den 19-jährigen Texaner und seine Kameraden zu einem festlichen Empfang im Lone Star Dome, einem riesigen Football-Stadion in Dallas. Die Presse fragt nach dem Privatleben der jungen
Soldaten und bekommt vulgäre Antworten. Wie es sei, jemanden zu töten, wollen die Footballspieler
wissen. Als ob man mit dem Gegner eine innere Verbindung eingehe, entgegnet Billy entrückt. Cheerleader Faison (Makenzie Leigh) weiß Billys Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und entjungfert ihn buchstäblich hinter den Kulissen. Ein Hollywood-Agent (Chris Tucker) versucht, einen
Film über die Heldentat auf die Beine zu stellen. Wegen ihrer Prominenz sollen die Soldaten in der Halbzeit des Football-Spiels mit der Ppo-Gruppe Destiny's Child auftreten. Alle wollen vom Ruhm abbeißen. Wirklich satt wird aber keiner, am allerwenigsten die Soldaten
. Dabei ist es, wie sich langsam enthüllt, die schiere materielle Not, die sie zum Militärdienst getrieben hatte. Billy ging und geht es darum, die astronomischen Behandlungskosten zu begleichen, die nach dem schweren Autounfall seiner Schwester Kathryn (Kristen Stewart
) angefallen sind. Der Krieg als Job: "Sie bohren, wir töten", schleudert Billys Vorgesetzter beim Thanksgiving-Dinner einem Fracking-Unternehmer entgegen, der sich nach dem Stand der Dinge im Irak erkundigt. Der Krieg gegen den Terror erscheint als bescheidene Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die kleinen Leute, für die Abgehängten, von denen heute so viel die Rede ist. Angestellte im Grill des Football-Stadions vertrauen den Soldaten an, dass auch sie der Sold in die Armee
zieht. Aber Billys empfindsames Kindergesicht auf gestähltem Oberkörper verrät nur zu gut, dass der Dienst an der Waffe ihn überfordert. Erinnerungen an Einsätze quälen ihn. Doch was soll er sonst tun? Ärgerlicherweise machen soziologische Einsichten noch keinen Film, so viel Respekt das fast meditative Herangehen des Regisseurs Ang Lee ("Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger") auch verdient. Da ist es hilfreich, dass unverhofft Steve Martin für den unterhaltsamen Anschluss an all die Aufregung sorgt: mit einem Auftritt als alter, egozentrischer Stadionbesitzer und Immobilienmagnat, der Patriotismus zu Dumping-Preisen zum ganz großen Geschäft machen will. Eine unheimliche Vorhersehung.
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