"Outside the Box": Tödlicher Stresstest

In Philip Kochs „Outside the Box“ wird aus dem Rangeln um den Job der nackte Überlebenskampf.
Matthias Pfeiffer |
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Frederick, Yvonne, Marco und Michel.
Wild Bunch Frederick, Yvonne, Marco und Michel.

„Outside the Box“ ist auf den ersten Blick unglaublich übertrieben, wäre da nicht diese Anekdote: 2001 schickte der Konzern Ericsson einige seiner Mitarbeiter nach Griechenland. Unterwegs wurde der Bus von bewaffneten Vermummten gestürmt. Gut, das könnte das dramatische Verbrechen wahnsinniger Krimineller sein. Das wirklich Wahnsinnige dabei war: Die vermeintlichen Geiselnehmer wurden von der Firma engagiert. Die Teilnehmer sollten in dieser Extremsituation ihre Führungsqualitäten beweisen.

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So gesehen wirkt Philip Kochs „Outside the Box“ gar nicht mehr abstrus. Frederick (Volker Bruch), Michel (Stefan Konarske), Yvonne (Vicky Krieps) und Marco (Sascha Alexander Gersak) werden hier zum Survival-Training geschickt. Schon am ersten Tag haben sie die Schusswaffen vor der Nase. Womit aber nicht mal die Drahtzieher hinter dem Psychospielchen gerechnet haben: die engagierten Schauspieler (Stefano Cassetti und Giorgia Sinicorni) machen ernst. Sollten sie kein Lösegeld bekommen, hat die Firma vier Anzugträger weniger.

Dummerweise kam man auf die Idee, die ganze Show auch noch live vor Journalisten zu übertragen, sodass man auch noch den Schein des Spiels bewahren muss. Die Journalisten sind allerdings sowieso mehr vom neuen Kaffeeautomaten beeindruckt als von der Gewalt im Wald.

„Outside the Box“ seziert den Leistungs- und Konkurrenzwahn unserer modernen Arbeitswelt. Koch verbindet den Kampf ums Überleben mit dem Krieg um die Karriere – den Figuren ist es meist nicht wirklich bewusst, um was von beiden es geht. Wenn eigentlich klar sein müsste, dass alles kein Spiel mehr ist, wird versucht, mit Auslandsverträgen zu punkten. Dazu taucht die von Musik Jessica Moss und Sophie Trudeau das Duell um Job oder Tod in gefährliche Italo-Western-Atmosphäre.

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Leider wirken die Figuren wie Unternehmer-Blaupausen: Bruch verkörpert den freundlichen und darum erfolglosen Softie, der Rest ist durchweg unsympathisch, hängt am Handy wie der Junkie an der Nadel und geizt nicht an englischem Fachgeschwurbel.

Als die PR-Chefin Vanessa (Lavinia Wilson) den Firmenboss ums Lösegeld erleichtern will, schreckt man auch nicht vor Albernheiten wie Sex in Slow Motion zurück. Das nimmt dem Film mehr Glaubwürdigkeit, als der skurrile Plot. Trotzdem funktioniert die Aussage von „Outside the Box“. Kochs Film ist eine spannender und nachdenklicher Angriff auf die Karriereleiter.


Kinos: Atelier R & B: Philip Koch (D, 86 Min.)

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