„Ostfriesisch für Anfänger": Platt, zu platt

„Ostfriesisch für Anfänger“ bleibt weit hinter dem Potenzial des Stoffs zurück.
Philipp Seidel |
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Dieter Hallervorden, David A. Hamade
Universum Dieter Hallervorden, David A. Hamade

Fast fühlt man sich seltsam schuldig, wenn man auf einen Film aus den 80ern zurückgreifen muss, um zu erklären, woran „Ostfriesisch für Anfänger“ scheitert. Otto Waalkes hat in seinen frühen Filmen quasi im Vorspann mehr Ostfriesland-Patriotismus auch in Nicht-Friesen entfacht, als es dieser aktuelle Film mit Dieter Hallervorden über seine eineinhalb Stunden schafft.

Dabei ist die Idee ja sehr charmant: Der schrullige, grantige Ostfriese Uwe (Dieter Hallervorden) lebt als zottelhaariger Witwer in einem Dorf an der Nordsee, betreibt eine einsame Tankstelle und bastelt im Hinterzimmer leidenschaftlich Buddelschiffe.

Unversehens aber wird er zum Deutschlehrer für eine Gruppe ausländischer Fachkräfte, die in Nordfriesland fit gemacht werden sollen für den deutschen Arbeitsmarkt. Und weil er halt ein Vollblut-Friese ist, bringt er dem bunten Grüppchen sein Deutsch bei: Plattdeutsch.

Leider arg vorhersehbar

Der Rest von „Ostfriesisch für Anfänger“ (Regie: Gregory Kirchhoff, Buch: Sönke Andresen) ist leider arg vorhersehbar: Die Gruppe will natürlich eigentlich gleich wieder abreisen, bleibt dann aber doch, weil man sich irgendwie zusammenrauft und der Bürgermeister die Sprachschule nicht ans Nachbardorf verlieren will. Und die Betreuerin verliebt sich ein kleines bisschen in Land und Leute.

Schon klar, hier soll durch Uwe und das schrullig-tapsige Dorfpersonal vermittelt werden: Heimat ist wichtig, vor allem, wenn sie Ostfriesland ist, Plattdeutsch ist eine schöne Sprache, das Friesische ist eine eigene Kultur, die es zu achten und zu schützen gilt.

Stimmt alles. Nur leider schafft es der Film nicht, dies herauszuarbeiten. Hallervordens Plattdeutsch klingt oft künstlich, vor allem aber bleibt seine Heimatliebe größtenteils Behauptung.

Dabei sind im Ensemble tolle Schauspieler: Trang Le Hong zum Beispiel, die für ihre Rolle in „Wir sind jung. Wir sind stark.“ für den Deutschen Schauspielpreis nominiert war, und David A. Hamade, der den plattdeutsch- und integrationsbegeisterten Libanesen Abdullelah so charmant spielt, dass man ihn sofort als Nachbarn haben möchte.

Mit mehr Liebe zu den Figuren hätte man aus „Ostfriesisch für Anfänger“ einen durchaus wertvollen Film mit Botschaft machen können. So bleibt er leider eine überschaubar gelungene Komödie, die zu wenig erklärt.


R: Gregory Kirchhoff (D 2016, 91 Min.)

Kino: Studio Isabella

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