Oscars: Wähler müssen nachweisen, dass sie alle Filme gesehen haben

Wer über den Oscar bestimmt, muss alle nominierten Filme gesehen haben. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, wurde bisher nie kontrolliert. Nun führt die Academy eine neue Regel ein. Außerdem äußerte sie sich zu dem Thema Künstliche Intelligenz.
von  (smi/spot)
Die Academy poliert die Regeln für die Vergabe der Oscars auf.
Die Academy poliert die Regeln für die Vergabe der Oscars auf. © imago images/ZUMA Press Wire/Prensa Internacional

Bei der nächsten Oscar-Gala am 15. März 2026 wird nicht nur erstmals ein Preis für das beste Casting verliehen. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences gab jetzt bekannt, dass es für die 98. Verleihung noch weitere Änderungen geben wird. Sie betreffen das Prozedere rund um die Wahl der besten Filme und Filmschaffenden des Kinojahres 2025.

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Die gewichtigste Änderung klingt zunächst wie eine Selbstverständlichkeit: Die Wahlberechtigten müssen alle Filme gesehen haben, die zur Wahl stehen. "Die Academy-Mitglieder müssen sich nun alle in jeder Kategorie nominierten Filme ansehen, um in der Endrunde der Oscars abstimmen zu können", heißt es in einer Mitteilung.

Nachweis über Streaming-Plattform

Dass sie dies getan haben, müssen die Stimmberechtigten erstmals nachweisen. Bisher basierte das Verfahren rein auf Vertrauen. Laut dem Branchenmagazin "Variety" kontrollieren die Verantwortlichen dies künftig über eine Streaming-Plattform, zu der nur Mitglieder Zugang haben. Sie erfasst, wer wann welchen Film gesehen hat.

Wer die zur Wahl stehenden Werke bei einer anderen Gelegenheit gesehen hat - im Kino, bei Festivals oder bei privaten Screenings - muss schriftlich niederlegen, wann und wo dies geschehen ist.

Diese Prozedur galt bisher schon für Kategorien, in denen es eine Shortlist zur Vorauswahl gibt. Dies trifft etwa für den besten internationalen Film oder für Animationsfilme zu. Jetzt wird dies auf alle Rubriken ausgeweitet.

Dies soll sich durch die neue Regel ändern

Die Academy setzt sich aus mehr als 10.000 Mitgliedern aus verschiedenen Branchen zusammen. Die Vertreter der unterschiedlichen Gewerke nominieren dabei die besten Arbeiten in ihrer Kategorie. Schauspieler nominieren also Schauspieler, Kameraleute schlagen Kameraleute vor.

Bei der endgültigen Wahl dürfen alle Mitglieder ihren Favoriten in jeder Kategorie nennen. An dieser Praxis gab es schon länger Kritik. Es wird befürchtet, dass fachfremde Personen in ihnen fernliegenden Kategorien Filme ankreuzen, ohne alle nominierten Werke gesehen zu haben.

Durch die neue Regelung soll vermieden werden, dass etwa Schauspieler in Rubriken wie Sound oder Schnitt einfach die Filme auswählen, die ihnen generell am besten gefallen haben, ohne sich tiefer mit den anderen Nominierten in den betreffenden Kategorien beschäftigt zu haben.

Academy äußert sich erstmals zu KI

Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences hat sich auch erstmals zur Verwendung Künstlicher Intelligenz in Filmen geäußert. Eine Nutzung von KI-Werkzeugen ist demnach einer Nominierung "weder hilfreich noch abträglich". Die Stimmberechtigten sollen bei ihrer Entscheidung aber "berücksichtigen, inwieweit ein Mensch im Mittelpunkt der kreativen Urheberschaft stand".

Im vergangenen Oscar-Rennen hatte es einen Aufschrei um "Der Brutalist" gegeben. Kurz vor der Verleihung war bekannt geworden, dass die Stimmen der Hauptdarsteller Adrien Brody (52) und Felicity Jones (41) per KI angepasst wurden, wenn sie im Film Ungarisch sprachen.

In der Kategorie "Bester Internationaler Film" hat die Academy entschieden, dass Länder auch Filme einreichen dürfen, die von Menschen mit Geflüchteten- oder Asylstatus gedreht wurden. Bisher musste man Bürger oder Einwohner des jeweiligen Landes sein.

Bei der diesjährigen Oscarverleihung hatte es schon einen Härtefall gegeben. Deutschland schickte "Die Saat des heiligen Feigenbaums" ins Rennen. Regie bei der iranisch-deutsch-französischen Koproduktion hatte der Iraner Mohammad Rasulof (52) geführt, der kurz vor der Premiere des Films nach Deutschland geflohen war.

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