Oscars - hier spricht der Favorit

David O. Russells Film „American Hustle“ ist für zehn Oscars nominiert und gilt damit als einer der Favoriten auf eine der begehrten Trophäen.
dpa |
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In den Hauptrollen der Komödie "Amerivan Hustle" um Trickbetrüger glänzen Stars wie Christian Bale und Amy Adams, die ebenfalls auf einen Oscar hoffen können. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa erzählt der 55-jährige Regisseur Russell von Einschnitten in seiner Karriere und was er sich für die Oscarnacht am 2. März vorgenommen hat.

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Schaut man auf Ihre bisherige Karriere, scheint es zunächst vor allem leichtere Komödien und mit dem Boxdrama „The Fighter“ dann ernstere und tiefgründigere Filme zu geben. War das eine bewusste Zäsur?

David O. Russell: Es gibt in der Tat zwei verschiedene Zeitabschnitte. Das ist, wie wenn man sich die Geschichte der Erde anschaut und Spuren größerer Einschnitte wie die der Gletscherzeit oder einen Vulkanausbruch entdeckt. So ähnlich war das auch bei mir. Es gibt meine ersten Filme, bei denen ich noch gelernt habe. Und dann kam die Zeit, wo sich mein Leben verändert hat und damit auch meine Art, Filme zu machen. Beides ist irgendwie gereift, durch Herausforderungen und Schwierigkeiten. Das hat mich demütigt gemacht, und ich habe mich besonnen, warum ich ursprünglich eigentlich mal Filme drehen wollte – nämlich um Geschichten über Menschen zu erzählen. Das ist das Kino, das ich liebe. Menschen zu zeigen, die sich abkämpfen und ein bestimmtes Ziel im Leben erreichen wollen.

Was genau meinen Sie mit der Zeit von Herausforderungen und Schwierigkeiten?

David O. Russell: Da ist vieles passiert. Nach „Three Kings – Es ist schön König zu sein“ (1999, mit George Clooney und Mark Wahlberg; Anm.d.Red.) habe ich mich verloren. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt, vielleicht auch arrogant. Dann wurde mein Sohn geboren, der manisch-depressiv ist. Ich musste ihm helfen und für ihn da sein. Dann haben meine Frau und ich uns scheiden lassen. Wir mussten uns arrangieren und versuchen, für unseren Sohn gemeinsam das Beste zu tun, eine gute Schule finden und so weiter. Das hat alles sehr viel Energie gekostet. Ich habe mich selbst als Geschichtenerzähler hinterfragt, fand jede Geschichte total blöd. So etwas passiert manchmal im Leben. Als ich dann aber alles gemeistert hatte, war mein Marktwert gesunken, und ich konnte keine Filme mehr machen, sondern nur als Autor arbeiten. Dank Mark Wahlberg bekam ich später dann aber die Chance, „The Fighter“ zu machen. Das war genau meine Welt. Die Charaktere kamen mir alle sehr vertraut vor, ich spürte mich mit ihnen verbunden.

In „American Hustle“ spielen die Protagonisten Rollen, sie geben vor, jemand anderes zu sein, als sie wirklich sind. Ein universelles Thema?

David O. Russell: Wir spielen alle jeden Tag eine Rolle. Jeder muss sich entscheiden, wer er oder sie sein will. Sie müssen es lieben oder hassen, es verändern oder nicht verändern. Das fand ich an Christian Bales Charakter so faszinierend. Nicht, weil er etwas vorspielt. Sondern weil er Passion und Aufrichtigkeit hat und wirklich für etwas brannte. Er glaubte an das, was er tat, und er zahlte den Preis für seinen Fehler. Deswegen habe ich den Film auch mit dieser Szene angefangen, in der er sich sein Haar macht, seine lichten Stellen am Kopf aufwendig abdeckt. Er baut dann sein ganzes Selbst. Wenn er schließlich seine Brille aufsetzt, ist er ein anderer Mensch. Jeder hat ein Gesicht, das er zu Hause trägt, und eines, das er der Außenwelt präsentiert.

Der Film spielt in den 1970er Jahren. Was sind Ihre Erinnerungen an diese Jahre?

David O. Russell: Sehr persönliche. Meine Eltern kamen aus der Mittelschicht, aber sie hatten Würde. Sie und ihre Freunde waren sehr formell. Meine Erinnerung ist daher nicht anrüchig oder discoig, sondern formaler und auch unschuldiger. Die Menschen machten sich schick, wenn sie ausgingen. Sie machten sich ihre Haare, sie gingen auf Cocktailpartys. Dieses Formale finde ich sehr schön, und daher ist all das auch im Film.

Was sind Ihre Pläne für die Oscarnacht?

David O. Russell: Ich werde hingehen und da sein. Das allein ist schon eine Ehre. Das meine ich wirklich nicht zynisch. Wenn man verloren hat und unten war, ist man einfach froh, dabei zu sein. Ich werde nichts erwarten. Jedes Mal, wenn ich eine Rede vorbereitet habe, habe ich nichts gewonnen. Also werde ich dieses Mal nichts vorbereiten.

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