Oma in Roma
Klischees können witzig sein, auch auf lässige Weise Situationen klar und schnell definieren – oder sie nerven in ihrer Simplizität. „Omamamia” enthält alle drei Versionen, was den Film zu einer durchwachsenen Komödie macht – gerettet durch Marianne Sägebrecht, die noch biederen Einfällen eine charmante Rest-Anarchie gibt.
Wer sich noch an den fantastisch, atmosphärisch dichten Film „Out of Rosenheim” erinnert, wird manches wiedererkennen: Die Idee, dass es Marianne Sägebrecht an einen fremden Ort verschlägt: diesmal nicht als eheliche Aussteigerin, sondern als Witwe von der bayerischen Auswandererfarm in Kanada nach Rom, wo sie – als inbrünstige, naive Katholikin – für eine lang vergangene Sünde päpstliche Privat-Absolution bekommen will. Als am Ende das dahintersteckende Familiengeheimnis gelüftet wird, ist nichts mehr, wie es schien…
Oder dass die Sägebrecht in der Fremde in ihrer unkomplizierten, resoluten Art eine bayerische Trattoria wieder auf Vordermann bringt, ist ebenfalls eine Reminiszenz an das Baghdad-Café, das sie in Percy Adlons Komödie 1987 mit neuem Schwung und – statt mit „braunem Wasser” – mit deutschem Kaffee versorgt.
„Omamamia” kreist jetzt um eine Oma in Roma, die von ihrer Kontroll-Freak-Tochter (Annette Frier) ins Altersheim abgeschoben werden sollte, den Schock über das unbürgerliche Leben der Enkelin schnell überwindet und selbst noch einmal jung wird – trotz religiöser und moralischer Vorbehalte gegen den neuen alten Latin-Lover (Giancarlo Giannini).
Das alles ist nett, naiv komödiantisch verwickelt, charmant vorhersehbar. Man will dem Film zurufen: mehr anarchische Frechheit wagen! Aber der Film wagt zu wenig, ist oft naiv, auch wenn er amüsant deutsche Esskultur gegen italienische Vorurteile verteidigt und vor allem die heute stark gefährdeten Familienwerte. Aber es bleibt vor allem Marianne Sägebrecht, die den Film erdet und ihm Charakter gibt.
Kino: ABC, Eldorado, Kino Solln, Mathäser
B: Jane Ainscough, Gabriela Sperl R: Tomy Wigand
(D, 105 Min.)
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- Päpste