Nobelpreis und ‘ne Drei in Bio
Sie verhandelt mit Nigerias Staatspräsident und kabbelt sich mit ihrem Bruder. Sie macht Druck auf Staatsmänner und Armdrücken mit den Geschwistern. Sie warnt Barack Obama im Weißen Haus, dass Drohneneinsätze den Terrorismus anfachen. Und sie hat ‘ne Drei in Bio.
Oscar-Gewinner Davis Guggenheim porträtiert in seiner Doku „Malala. Ihr Recht auf Bildung“ nicht nur die Menschenrechtsaktivistin, sondern auch den Teenager Malala Yousafzai. Und gerade weil man das Fast-Kind in der 18-Jährigen sieht, wirkt ihr Engagement und Mut umso unglaublicher.
Kampf für Rechte der Frauen
Malala war elf Jahre alt, als sie für die BBC einen Blog schrieb, in dem sie ihr Leben unter den Taliban schilderte. Als die Terrorherrscher später wieder aus ihrer Heimat, dem Swat-Tal in Pakistan, vertrieben waren, forderte sie vor der Kamera, die Schergen zu bestrafen und nannte deren Namen. Und sie trat für die Bildung von Frauen ein, trotz Drohungen der Taliban, die eine Schule nach der anderen gesprengt hatten. Weder sie noch ihr Vater glaubten, dass die Taliban ein Kind töten würden. Sie war 15, als deren Kugel ihren Kopf traf.
Durch ein Wunder überlebte sie – das Wunder der medizinischen Kunst. Guggenheims Film zeigt das Mädchen auch in der britischen Klinik, als sie nicht in der Lage war, einen Ball zu fangen. Sie hat sich fast vollständig erholt. Ihr zweites Leben widmet sie dem Kampf um das Recht von Frauen nach Bildung.
Regisseur David Guggenheim begleitete Malala auf ihren Reisen
Davis Guggenheim erzählt all das asynchron, stellt ihr heutiges und früheres Leben nebeneinander, zeigt im schnellen Wechsel das Kind und die kluge Frau. 18 Monate hat er Malala begleitet, ist mit ihr nach Nigeria, Kenia, Abu Dabhi und Jordanien gereist. Er zeigt sie bei Reden vor der UN-Generalversammlung, im gespräch mit Hillary Clinton, Bono und der Queen. Aber nahe kommt er dem humorvollen Mädchen vor allem in ihrem neuen Zuhause in Birmingham. Wenn sie Brad Pitt-Bilder anschaut, wenn sie kichert, als es um Jungs geht, wenn sie die Widmung zeigt, die sie in ihr eigenes Buch geschrieben hat: „Gut gemacht, Malala, weiter so!“
Guggenheims beste Entscheidung ist, dass er auch ihren Vater Ziauddin portraitiert: einen Lehrer, der seinen Schülern in Pakistan beibrachte, gegen Traditionen zu rebellieren. Einen Mann, der sich schon als Kind zwang, Reden zu halten, obwohl er stottert. Der öffentlich gegen die Taliban eintrat, als die ihre Terrorherrschaft entfaltet hatten. Der als liebevoller Vater seine Tochter dabei unterstützte, selbst in höchster Gefahr für ihre Überzeugung einzutreten. Wie soll man den unfassbaren Mut eines Mädchens begreifen, wenn man diesen Vater nicht kennt?
Der Dokumentarfilm ist aufwendig produziert, mit schönen Zeichentrick-Sequenzen in den Rückblenden. Selbst Alicia Keys war an einem Song beteiligt, und nicht zuletzt die Filmmusik von Hollywood-Meister Thomas Newman steigert die Emotionen. Doch die trägt die Geschichte schon in sich. Am Ende ist man bewegt, als Malala 2014 den Friedensnobelpreis erhält – und glücklich, dass sie noch am Leben ist.