"Nicht ohne meine Eltern": Filmkritik der Abendzeitung

Christian Clavier hat in "Nicht ohne meine Eltern" plötzlich einen 40-jährigen tauben Sohn.
von  Margret Köhler
Patrick (Sébastien Thiéry) wird von Monsieur Prioux (Christian Clavier) und Madame Prioux (Catherine Frot) begrüßt.
Patrick (Sébastien Thiéry) wird von Monsieur Prioux (Christian Clavier) und Madame Prioux (Catherine Frot) begrüßt. © Concorde

Wenn einer in den letzten Jahren die französische Komödie in Deutschland populär gemacht hat, dann ist es Christian Clavier. Mit "Monsieur Claude und seine Töchter" begeisterte er bei uns rund vier Millionen. Klar, dass er nun auf skurrile Figuren festgelegt wird. So verlangte er als Jazzliebhaber "Nur eine Stunde Ruhe", marschierte als Hotelbesitzer "Ab in den Dschungel", stand als Gynäkologe in "Mein bestes Stück" vor einem medizinischen Rätsel, sagte als scheinheiliger Autor zähneknirschend zu einer Großfamilie "Hereinspaziert".

Den Mega-Erfolg an der Kinokasse konnte der nur 1,68 m große 66-Jährige damit allerdings nicht wiederholen. Plötzlich hereinspaziert in die Villa von André Prioux und seiner Frau Laurence kommt der gehörlose Patrick, der fröhlich pfeifend unter der Dusche steht und das Leben des kinderlosen Paares und seine Wohlstandsidylle durcheinander schüttelt. Der unbekannte Typ behauptet ihr Sohn zu sein, was bei der Herrin des Hauses Argwohn ob der Treue des Angetrauten weckt, der - allerdings ohne Resultat - seine libidinöse Vergangenheit von vor 40 Jahren durchforstet. Während Laurence Müttergefühle für das Kerlchen entwickelt, wittert ihr Mann Betrug und kriminelle Machenschaften. Als dann noch die schwangere und blinde Freundin Sarah des Fremden mit einem Schäferhundmonstrum auftaucht, platzt Monsieur Prioux der Kragen.

Die Grenze zwischen Klamauk und Komik ist sehr schmal

Sébastien Thiéry und Vincent Lobelle setzen in ihrer Boulevardkomödie nach Thiérys eigenem Theaterstück auf die beliebte Verhackstückung der verordneten politischen Korrektheit, spötteln leicht über Inklusionskonzepte und den scheinbar angeborenen mütterlichen Drang zum Nachwuchs, ziehen die behagliche Bürgerlichkeit durch den Kakao wie die abgeliebten Ehen auf emotionaler Sparflamme.

Catherine Frot, die in "Ein Kuss von Beatrice" sogar Catherine Deneuve in den Schatten stellte, spielt die verhinderte Mama und eifersüchtige Ehefrau nuanciert, bietet dem manchmal im Over-Acting zappelnden Clavier schauspielerisch Paroli. Sie sorgt dafür, dass man dem Familientheater trotz allem gerne folgt. Ein gutes Tandem. Und Thiéry als Schlitzohr Patrick reduziert seine Rolle nicht nur auf die Behinderung, liefert mehr als nur abgefilmtes Theater und lässt sich nicht von den Stars einschüchtern.

Die Grenze zwischen Klamauk und Komik ist sehr schmal, der Humor nicht gerade von der feinen Art, einige absurde Situationen sind herrlich hinterfotzig und hintersinnig, andere eher umständlich und an den Haaren herbeigezogen. Französische Fröhlichkeit ist nett, aber nicht immer kompatibel.


Kino: Mathäser sowie Theatiner (OmU) R: Vincent Loebelle, Sébastien Thiéry (F, 86 Min.)

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