Neuling und Neuling und Neuling

Fantastische, originelle Tragikomödie über das Teeniesein: „Ich und Earl und das Mädchen“ verzichtet auf die typsche Teenie-Highschool-Komödie, wie man sie sonst aus den USA kennt. Das Ergebnis ist ein geistreiches Unterhaltungskino.
von  Adrian Prechtel

Können Erwachsene in die Köpfe von Teenies schauen? Highschool-Komödien dreschen meist Typen-Klischees. Und pädagogisch wertvolle Pubertätsdepressions-Filme sind nur die halbe Wahrheit. Die Form einer Tragi-Komödie kann das Gefühl zwischen Lebensmelancholie, Coolness, Begeisterungsfähigkeit und unverstellten Gefühlen am besten treffen.

 

Das typische Leben eines Teenagers

 

Greg ist 17 und will sein letztes Schuljahr möglichst geräuschlos hinter sich bringen. Er ist das wunderbare Beispiel eines Heranwachsenden, dessen Reflexionen zwischen Lebenssinnfragen, Weltungerechtigkeit, Mathearbeit sowie nett nervenden Eltern hin und her gehen. Als Hobby drehen Greg und sein schwarzer Kumpel Earl Filmklassiker-Parodien als Kurzfilme – mit Vorbildern aus Papas Videosammlung mit vielen Werner-Herzog-Filmen.

Die Dritte im Bunde wird anfangs unfreiwillig Klassenkameradin Rachel, die Greg nicht weiter interessiert. Als sie an Leukämie erkrankt, besteht Gregs Mutter aber darauf, dass er sich mit ihr trifft. Das ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft, die Greg anfangs in brutaler Kinderehrlichkeit als erzwungen offenlegt, die sich dann aber entwickelt. Dabei wird auf alle romantischen Teenieklischees verzichtet. Dafür entsteht eine wahrhafte, tragische Romantik, die uns rührt, ohne uns sentimental zu manipulieren.

 

Guter Einblick in die Gefühlswelt

 

Der Film ist dabei originell: Cartoon-Einlagen bebildern Gedanken, Gregs Off-Stimme führt Tagebuch und als Film laufen all die tragikomischen Höhen und Tiefen eines Teenielebens. Und ein entlarvend scharfer Blick auf uns Erwachsene wird auch geliefert verzweifelte Hausfrauen, Ex-Flower-Power-Väter und begeisternde Lehrern.

Das alles ist intelligentes Unterhaltungskino. Regisseur Alfonso Gomez-Rejon hat zuvor erst einen Horrorthriller gedreht („Warte bis es dunkel wird“). Dieser Film jetzt sein frühes kleines Meisterwerk zwischen Leichtigkeit und Tiefe – so wie es eben aussieht im Teenieleben so vor dem Abitur.

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