Neuer Rosenmüller-Film "Beckenrand Sheriff": Lust auf Slapstick

Das Freibad soll abgerissen werden - das will der so leidenschaftliche wie pedantische Bademeister (Milan Peschel) verhindern, mithilfe seines nigerianischen Azubis Sali (Dimitri Abold) und allerlei weiteren Verbündeten. Können sie die biestige Bürgermeisterin (Gisela Schneeberger) und den Baulöwen (Sebastian Bezzel) stoppen? Marcus H. Rosenmüller über seine Komödie "Beckenrand Sheriff".
AZ: Herr Rosenmüller, waren Sie in Ihrer Jugend oft in Freibädern?
MARCUS H. ROSENMÜLLER: Natürlich, und ich liebe es heute noch. Ich bin viel in Freibädern, ich kann da am besten entspannen. Ich gehe auch gern bei schlechtem Wetter, da hat man die Rutsche für sich allein.
Aber in Münchner Freibädern werden Sie oft erkannt, oder?
Nein, ich werde nicht angesprochen, ich bin ja Gott sei Dank hinter der Kamera. Schauspieler haben es schwieriger. Wenn Sebastian Bezzel ins Freibad gehen würde, hätte er schätzungsweise keine Ruhe.
Im Zentrum Ihres Films steht ein pedantischer, übereifriger Bademeister. Haben Sie mit Bademeistern entsprechende Erfahrungen gemacht?
Das waren schon besondere Typen, an die man sich lange erinnert. Respektspersonen, die einem auf geradem Weg gesagt haben, was zu machen ist. Aber wir haben auch immer Schmarren gemacht, sind von der Seite ins Becken gesprungen - oder über den Zaun ins Freibad gegangen und nicht über die Kasse.
Der Bademeister in ihrem Film ist in der Lesart der Bayern: ein Preiß. Wieso?
Das Thema des Films ist Heimat. Die Frage ist, ob man irgendwo angekommen ist und dazu gehört. Deshalb kommt der Bademeister von woanders. Außerdem bot es Gelegenheiten für Wortwitz. Ich mochte die Szene, als der nigerianische Flüchtling Sali zum Bademeister sagt: "Du musst Dich schon integrieren: Das heißt Leberkas und nicht Leberkäse."
Das Drehbuch von Marcus Pfeiffer war schon fertig, als Sie zum Projekt kamen, und Sie haben noch einiges verändert. Das ist eine sensible Angelegenheit, oder?
Nein, ich bin sehr unsensibel bei sowas. Im Ernst: Wir haben uns bestens verstanden. Ich habe ihm gesagt, dass ich Lust hätte, Slapstick einzubauen, weil ich das Potenzial dafür gesehen habe. Der Film enthält überspitzte Charaktere wie die, mit denen ich aufgewachsen bin: Jerry Lewis, Louis de Funès, Stan Laurel und Oliver Hardy.
Apropos Slapstick: Im Film fallen sehr viele Menschen ins Wasser. Wissen Sie, wie viele genau?
Nein, weil in einer Szene richtig viele reinfallen, vierzig oder fünfzig. Und wenn nicht Corona gewesen wäre, hätten wir noch viel mehr reinfallen lassen können.
Wie aufwendig ist es, eine solche Szene zu drehen? Wenn es nicht beim ersten Mal klappt, sind ja alle klatschnass und es kostet viel Drehzeit, bis es weitergehen kann.
Bei dieser großen Szene war klar, dass es beim ersten Mal klappen muss, da liefen vier Kameras mit. Das wurde vorher choreographiert und geprobt, und es waren viele Stuntfrauen und Stuntmänner beteiligt. Es mussten dann aber doch noch etliche ein zweites Mal reingeschmissen werden.
Sie haben in diese Komödie die Flüchtlingsthematik eingebaut. Wieso?
Wie gesagt, das Buch stand ja schon. Wir sind nicht absolut konzentriert auf die Flüchtlingsthematik eingegangen, sondern haben eher aspektmäßig die Themen Integration, Freundschaft und Heimat verbunden. Viele sind ja auf der Suche nach Heimat. Ich fand es wichtig, dass die Flüchtlinge Sali und Domek im Film wieder von Deutschland nach Kanada flüchten wollen - weil sie hier über Jahre in Angst leben müssen, abgeschoben zu werden.
Sie haben 2020 gedreht, also während der Corona-Zeit. Wie war das?
Da hing immer ein Damoklesschwert über uns, dass nichts passiert und wir abbrechen müssen. Aber wir hatten ein gutes Hygienekonzept. Und alle waren total befreit und glücklich, dass wir überhaupt wieder drehen durften. Die Schwierigkeit war, dass wir lange warten mussten, bis wir in das Freibad konnten. Denn das hatte Saison, und man kann nicht einfach ein Bad freikaufen. Aber darüber will ich nicht schimpfen, denn davon handelt ja der Film: Dass das Bad für das Dorf und seine Menschen da ist - und eben nicht käuflich.
Sie arbeiten extrem viel. Wie viele Filme haben Sie seit Ihrem Debüt gedreht?
Genau weiß ich's nicht, da müsste ich zählen, aber so viele waren es gar nicht. Circa zwölf.
Gerade erst lief der Animationsfilm "Rotzbub" auf dem Münchner Filmfest.
Die Filme kommen jetzt gedoppelt, weil dieser Film wegen Corona nicht ins Kino konnte. "Rotzbub" beziehungsweise "Willkommen in Siegheilkirchen" habe ich über Jahre hinweg gemacht. Da habe ich immer mal wieder daran gearbeitet, bin zum Beispiel abends von zehn bis zwölf mit einem Zeichner über Zoom zusammengesessen.
Aha! Zehn bis zwölf, das klingt ja doch nach viel Arbeit.
Ich habe zum Glück einen Beruf, der mir Spaß macht. Wenn ich mit einem Autor zusammensitze und wir uns eine lustige Szene überlegen, kann man sagen: Jetzt arbeitet der schon wieder! Oder aber: Der lässt sich was Lustiges einfallen und lacht dabei. Es gibt schon Phasen, in denen ich gern mehr mit der Familie zusammen wäre. Und man merkt auch auf der Waage, dass die sportlichen Aktivitäten etwas zu kurz kommen. Ein bisschen mehr Freizeit könnte ich vertragen, das stimmt schon.
Nächstes Jahr verfilmen Sie "Pumuckl" neu. Haben Sie lange überlegen müssen, als Sie das Angebot erhielten?
Schon, weil die Serie mit Gustl Bayrhammer so toll ist. Die Messlatte liegt hoch. Aber die Bücher haben mir gefallen und der Produzent hat die Seele der Geschichte verstanden. Ich kann ihm vertrauen, dabei kommt sicher etwas Schönes raus.
Im Mittelpunkt der Serie steht der Neffe des Meister Eder. Ist er auch Schreiner?
Ich darf noch nichts erzählen.
Aber irgendwas werden Sie doch verraten können.
Wir wollen dem Geiste der alten Serie treu bleiben und wieder liebevolle Geschichten von dem Anarchisten Pumuckl erzählen.
Und das wieder in einer Realserie mit animiertem Kobold?
Wenn wir keinen Pumuckl finden, dann wird er wieder animiert.
Kinos: Arri-Kino, Cincinnati, Cinemaxx, Filmtheater Sendlinger Tor, Gloria Palast, Leopold Kinos, Mathäser Filmpalast, Neues Rex, Rio Filmpalast
R: Marcus H. Rosenmüller (D 2020, 114 Minuten)