Neuer Horror vom "Saw"-Macher: Bitte nicht klatschen!

Spukhausfilme gibt es zur Genüge. Dennoch lohnt James Wans „Conjuring – Die Heimsuchung”. Der „Saw”-Macher verzichtet diesmal aufs Blutvergießen und liefert Grusel der alten Schule
Florian Koch |
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Wer diesen Film gesehen hat, wird beim nächsten Kindergeburtstag vielleicht aufs Blinde-Kuh-Spiel verzichten. Carolyn (Lili Taylor) jedoch weiß noch nichts von der dämonischen Kraft dieses scheinbar harmlosen Zeitvertreibs. Sie will ihre jüngste Tochter April ein bisschen bespaßen und lässt sich von ihr die Augen verbinden, um sie im mehrstöckigen neuen Haus zu suchen. Um nicht ganz auf verlorenem Posten zu sein, gibt ihr April kleine Klatschhinweise auf ihr mögliches Versteck. Was Carolyn im Gegensatz zum entsetzten Zuschauer nicht weiß, ist, dass noch jemand anderes mitspielen will: Zwei Hände fahren urplötzlich aus dem Wandschrank, um die ahnungslose Mutter ebenfalls klatschend anzulocken. Ein Applaus, den man niemand wünscht.

Es sind diese unblutigen, aber nicht weniger fiesen Schocks, die „Conjuring” zum US-Horrorhit des Jahres gemacht haben. Und es zeugt von großem handwerklichen Können und einem sicheren Gespür für Gänsehautmomente, wie es James Wan hier gelingt, aus bekannten Versatzstücken des Genres eine pulstreibende, in sich stimmige Geschichte zu erzählen.

Nach einem gekonnten Gruselvorspann, in dem mal wieder eine Puppe Ängste schüren darf, stellt Wan seine Opfer vor: Die Perrons, eine sympathisch lebenslustige siebenköpfige Familie mit fünf Töchtern vergrößert sich. Nur der Hund scheint wenig begeistert vom Landhaus in North Carolina. Er wittert Unheimliches und liegt goldrichtig, bevor er bald für immer liegt. Die Zeichen des Bösen mehren sich, Uhren bleiben stehen, Tauben knallen gegen Fenster und die Mutter, Carolyn, hat plötzlich überall Blutergüsse.

Wie ein Kartenspieler, der um sein gutes Blatt weiß, hält Wan, seit „Saw” und „Insidious” ein erwiesener Meister des Terrors, die Wahrheit über die übernatürlichen, eine intakte Familie zerstörenden Phänomene, zurück. Die grauenvolle Geschichte soll sich 1971 wirklich so zugetragen haben. So erzählen es jedenfalls Ed und Lorraine, zwei Geisterjäger, die damals wie auch im Film (stark gespielt von Patrick Wilson und Vera Farmiga) zur Stelle sind, um den Fluch von den Perrons zu lösen.

Von der Schlaghosen-Koteletten-Mode über die altmodischen Magnettonband-Apparaturen bis hin in die Zoom-Film-Ästhetik bildet Wan die 70er so detailgenau ab, als würde er eine Doku drehen. Und es ist genau diese Authentizität vorgaukelnde Stimmigkeit, die „Conjuring” vom grobschlächtigen Gros der Horror-Massenware abhebt und ganz ohne Gemetzel Albträume garantiert.

Kino: CinemaxX, Gloria, Mathäser, Cinema (OV)
R: James Wan (USA, 112 Min.)

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