Neu im Kino: "Monsieur Claude und seine Töchter"
Die Erfolgskomödie aus Frankreich "Monsieur Claude und seine Töchter" läuft jetzt auch in München im Kino - viel Charme, Witz, aber kein Biss.
München - Ein französischer Bourgeois ist dieser Monsieur Claude (Christian Clavier), Notar in der Provinz und stabil verheiratet mit seiner Frau, die seine Werte als patriotischer Gaullist mit Vorliebe für die französische Traditionskultur selbstverständlich teilt.
Ihr Problem: Drei ihrer reizenden Töchter haben bereits geheiratet – die Falschen, wenn auch in bürgerlicher Version: einen Juden, der einen Vertrieb nicht für koscheres, aber muslimisch Halal-Bio-Lebensmittel aufmachen will, einen Muslim, der Anwalt ist, und einen Chinesen (Banker).
Jetzt kommt die Jüngste daher und kündigt einen Franzosen an, der auch noch katholisch ist. Da schaut man auch darüber hinweg, wenn er Schauspieler ist. Was Madame und Monsieur Claude aber noch nicht ahnen: Er ist schwarz.
Multikulti gegen den konservativen Bourgeois
Aus diesem Zusammenprall zwischen konservativem, geliebtem Elternhaus und vier modernen, multikulturell-liberalen Töchtern schlägt der Film von Philippe de Chauveron durchaus einigen Witz. Vor allem, weil auch die Schwager untereinander nicht an rassistischen Vorurteilen gegeneinander sparen. So wird auch die moderne Liberalität als politisch korrekte Fassade entlarvt.
Das Problem des Films ist aber, dass er viel zu harmlos ist und ihm nach der Hälfte der Schwung ausgeht, weil ihm zu dieser eigentlich schönen Grundkonstellation nichts mehr Neues einfällt.
Aber auch auf der zuschauer-psychologischen Ebene hat der Film ein Problem: Denn Monsieur Claude hat wie Jacques Tati ja seine berechtigten Probleme mit der Moderne. Man soll über ihn politisch korrekt lachen, sympathisiert aber heimlich mit ihm – zu recht. Denn man versteht, dass die Multikulturalität sein klassisches Frankreich bedroht.
Eigentlich ist jeder ein Rassist
In einer charmant-witzigen Szene geht Monsieur Claude zur Beruhigung seiner Nerven angeln. Der Angelnachbar hat ein Transistorradio dabei. Und aus dem Lautsprecher schallt ein schöner alter Schlager von Charles Trenet über das echte französische Leben, wo die Kirche noch im Dorf gelassen ist. Und man bekommt Nostalgie.
Der Film hätte also, um nicht flach zu bleiben, die Zumutungen, die Brisanz und die Charmanz der Globalisierung mit Biss und Witz gegeneinanderstellen müssen. So wäre ein geistreicher Film entstanden, der unser Fühlen und Denken angeregt hätte. So ist alles nur nett, zu nett.
Kino: Leopold, Solln, Eldorado, Gloria und im Theatiner und Studio Isabelle auch im Original mit französischen Untertiteln
R: Philippe de Chauveron (F, 97 Min.)