Lange geheim gehalten: So ist der Kampusch-Film „3096 Tage“, an dem schon Bernd Eichinger gearbeitet hat. Gott sei Dank ist es kein Thriller geworden.
Wien - Bernd Eichinger hatte die gewagte Idee, tauschte sich mit Natascha Kampusch aus, schrieb am Drehbuch, als er vor zwei Jahren plötzlich in L.A. starb. Die Münchner Constantin-Film zog den Film dennoch durch und gewann mit Sherry Horman („Wüstenblume") eine sensible Regisseurin. Jetzt, am Tag der Weltpremiere in Wien und nur drei Tage vor Filmstart, wurde der Film zum ersten Mal der Presse gezeigt.
Die unheimliche Frage war: Wie kann man aus einem 3096-Tage-Sechsquadratmeter- Kerkergrauen, Gewalt, Vegewaltigung, totaler Beklemmung und zwangsneurotischer Spießigkeit einen angemessenen, spannenden und – um Himmels Willen – nicht kitschigen Film machen?
Es ist großartig gelungen: „3096“ ist weder voyeuristisch noch reißerisch. Der Film ist durch seine radikale Konzentration auf die versklavte Kampusch und den Peiniger so intensiv, ohne physisch zu brutal zu sein, dass man sich nicht eine Minute langweilt.
Es ist – Gott sei Dank – kein Thriller geworden, obwohl man mitfiebert und dabei das Ende kennt. Auch ohne viel Worte (durch die Kraft der Schauspieler: Antonia Campbell-Hughes und Thure Lindhardt) kann man in die Köpfe von Täter und Opfer schauen.
Bernd Eichinger, der immer Kommerz und Kunst versöhnen wollte, wäre stolz auf diesen Film gewesen. Ob man Menschen bewegen kann, sich so einem Thema im
Kino auszusetzen, wir sich ab Donnerstag zeigen.