Münchner Seriencamp Festival: Trendsetter von morgen

Das Münchner Seriencamp Festival findet sowohl digital als auch im Arri Kino statt.
von  Florian Koch
Nina Proll (Bianca) und Maria Furtwaengler (Susi) in "Aus die Maus"'. Die Serie stellen sie heute im Arri vor.
Nina Proll (Bianca) und Maria Furtwaengler (Susi) in "Aus die Maus"'. Die Serie stellen sie heute im Arri vor. © Foto: Heinz Laab

Ob Halloween-Party oder Gespräch im Pausenhof: US-Filmerfolge wie "Star Wars" oder "Harry Potter" waren bei Jugendlichen jahrelang die Trendsetter. Heute melden sich von Straubing bis Zürich pädagogisch besorgte Lehrer eher über das Imitieren eines gewissen "Squid Game". Eine südkoreanische Netflix-Serie, in der sich hochverschuldete Menschen bei simplen, aber auch mal tödlichen Kinderspielen ein Vermögen versprechen.

Und egal wie man auch als Nicht-Pädagoge zu dem Phänomen "Squid Game" steht, es bleibt außer Frage, dass Serien gerade bei Jugendlichen im Moment das Maß aller Dinge sind. Dank unzähliger Streamingdienste wie Netflix, Disney+, Amazon Prime, Joyn oder Mubi verlieren viele Zuschauer mittlerweile aber auch den Überblick über das aggressiv beworbene Angebot. Seit einigen Jahren versucht das Münchner Seriencamp mit ausgewählten und kostenlosen Sichtungsmöglichkeiten ein bisschen Licht ins Seriendunkel zu bringen - und vielleicht auch das nächste "Squid Game" zu entdecken.

"Seriencamp" dieses Jahr in hybrider Form

Nach dem rein digitalen Angebot im letzten Pandemie-Jahr findet das Festival jetzt an neuer Spielstätte in hybrider Form statt. Was im Klartext heißt, dass am Freitag und Samstag in der Astor Lounge im Arri Kino sechs verschiedene Serien (je zwei Folgen) vor Publikum gezeigt und auch in zwei Live-Panels diskutiert werden. Die restlichen 50 Serien aus 27 Ländern werden noch bis zum 28. November auf der eigenen digitalen und kostenfreien Plattform Watchroom gestreamt. An Attraktivität für Serien-Junkies gewinnt das Festival in diesem Jahr mit der Möglichkeit, auch mal ganze Staffeln und nicht nur zwei Folgen wie den australischen Neo-Western "New Cold Mountain" zu "bingen", wie das Fließband-Glotzen heute gerne bezeichnet wird. Die thematischen Schwerpunkte sind diesmal dreigeteilt: In "Let's Go East" (Serien aus Ost- und Südosteuropa), "Books on Screen" (Buchadaptionen als Serie) und "Crime Your Way Out" (junge Menschen, die Verbrechen als Ausweg aus meist prekärer Lage sehen).

Aus diesem immer noch umfangreichen Angebot hat Seriencamp-Programmleiter Gerhard Maier für die AZ nun sechs repräsentative Formate herausdestilliert.

Aus die Maus
Reichlich Charme und Humor verspricht die österreichische Serie über eine Ex-Soap-Darstellerin, die nach einem High Society-Eklat vor den Trümmern ihrer Karriere steht. Nun bietet die Arbeit in einem Bestattungsunternehmen für Haustiere die zweite Chance. Die Darsteller Nina Proll, Maria Furtwängler und Ralf Bauer sind bei der Premiere am Freitag (19.30 Uhr) im Arri-Kino anwesend.

Dexter: New Blood
Acht Jahre ist es her, seit sich Serienkiller Dexter nach acht Staffeln von seinen Fans verabschiedete. Nun kehrt Schauspieler Michael C. Hall in seiner Paraderolle zurück, die ersten beiden Episoden (im Watchroom) geben einen Vorgeschmack auf das Comeback des Mörders.

Vigil
An Bord eines britischen Atom-U-Boots ist es zu einem Todesfall gekommen, eine Ermittlerin des Scotland Yard soll die Umstände aufklären. Was sich als nicht so einfach erweist, denn im packenden Krimithriller (Sa, 14.45 Uhr, Arri-Kino) wird schnell klar, dass an Bord ganz eigene Gesetze herrschen.

Hamlet
Aus der Türkei stammt diese bildstarke Neuinterpretation der Shakespeare'schen Tragödie (im Watchroom) aus der Feder des Filmemachers Kaan Müjdeci: Eine junge Frau macht sich daran den Tod ihres Vaters zu rächen, der von seinem Bruder ermordet wurde.

The Last Socialist Artefact
Preisgekrönte und mit trockenem Humor gespickte Serie aus Kroatien (im Watchroom), die zwei Geschäftsmännern tief in die Provinz folgt, wo sie eine seit 20 Jahren stillgelegte Fabrik wieder zum Leben erwecken wollen. Die Gründe dafür zeigen sich erst allmählich, die Auswirkungen für das aus dem Dornröschenschlaf erweckte Dorf hingegen sofort.

Dopesick
Einen tiefen Einblick in die Ursachen der US-amerikanischen Opioid-Krise bietet diese starbesetzte Serie (Fr, 21 Uhr, Arri-Kino) mit Michael Keaton, Rosario Dawson und Will Poulter. Vielschichtig und breit erzählt ist "Dopesick" ein Beispiel für die Erzählkraft der horizontalen Serie. Florian Koch

Alle Infos zum Programm auf: www.seriencamp.tv

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