Kritik

"Monsieur Claude und sein großes Fest: Die Klischees feiern Party

Der dritte "Monsieur Claude"-Film feiert ein großes Fest, bei dem zu seinem Ärger die ganze Welt eingeladen werden.
Adrian Prechtel
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Monsieur Claude (Christian Clavier, Mitte) sorgt mit seinen Sprüchen für gewisse Irritationen.
Monsieur Claude (Christian Clavier, Mitte) sorgt mit seinen Sprüchen für gewisse Irritationen. © Neue Visionen Filmverleih

Wenn Debatten verbissener werden, hilft eine Komödie. Und das schon seit 2014, als "Monsieur Claude und seine Töchter" ins Kino kam. Nicht nur Frankreich kämpft mit einer Migrationsdebatte, der Frage nach nationaler Identität und der absurden Frage, "Was man noch sagen darf"? Monsieur Claude ist da eine geniale Figur: konservativ, patriotisch, provinziell - und ein weißer Mann. Also das krasse Gegenteil von linksliberaler, feministischer Urbanität.

So spielt Christian Clavier eine Person, mit der wir distanziert sympathisieren oder sie sympathisierend ablehnen. Wir lieben ihn für seinen rührenden Konservativismus, weil wir alle ja selbst oft etwas nostalgisch sind. Und wir lachen über seine Borniertheit, Hochstapelei und Doppelmoral. Der dritte "Monsieur Claude"- Film bringt da nicht viel Neues.

Monsieur Claude bekommt eine Party zum 40. Hochzeitstag

Seine Töchter – allesamt migrantisch verheiratet – beschließen diesmal eine Überraschungsparty für ihn und ihre Mutter (Chantal Lauby) zum 40. Hochzeitstag. Wozu eben alle Eltern der Schwiegersöhne aus der ganzen Welt (Israel, Elfenbeinküste, Libanon und Mongolei) eingeladen werden (müssen), was höchste interkulturelle Diplomatie erfordert, die nicht gerade Claudes Spezialgebiet ist. Dass eine seiner Töchter noch meint, Künstlerin werden zu müssen - mit blutiger Kunst à la Hermann Nitsch -, erhöht auch nicht gerade Claudes Verständnis für die Moderne.

Und der aufkreuzende superreiche deutsche Kunstsammler ist auch ein Klischee: wagnerfanatisch, homosexuell, klassisch gebildet und in seiner Statusprotzigkeit mit Schloss in Frankreich sogar kurz eine Hoffnung von Claude auf eine anzapfbare Geldquelle.

Es wird einen Männerabend im sanft rotlichternden Nachtclub geben, eine Frauensolidaritäts-Sauftour, die Diskussion über Altersdiskriminierung und ob ein Jesus-Darsteller schwarz sein darf - und eine Ballonfahrt über die schöne französische Provinz, für die Monsieur Claude ebenfalls steht. Er wohnt ja durchaus herrschaftlich, ist aber eben auch pleite.

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Kein Klischee wird ausgelassen – und dennoch ist Monsieur Claude wieder amüsant

Regisseur Philippe de Chauveron lässt kein Klischee aus und ist damit natürlich radikal politisch inkorrekt, die Gags sind dabei auch nicht besonders subtil, wie ein Gartennachbarstreit zwischen dem jüdischen Schwiegersohn und dem arabischen Schwager, der zu einer Mauer und Tunnelgraben führt. Und dennoch kann man sich amüsieren, wechselnd sympathisieren und darauf bauen, dass bei allen Konflikten, eben doch auch gelacht werden darf.

Monsieur Claude ist dabei zwar humorlos, aber er hat andere Eigenschaften, die ihm diese Welt erträglich machen: seine angenehme Lust am Feiern, seine Familiensolidarität und das, was man einmal über Thomas Mann gesagt hat: Er ist ein Blitzkonservativer, also einer, der sich nach kurzem Widerstand letztlich schnell an die aktuelle Situation anpasst und sich mit ihr aussöhnt. Dann manchmal sogar charmant und lächelnd.


Regie: Philippe de Chauveron (Frankreich, 98 Min.); Kino: Astor im Arri, Astor im Bayerischen Hof, Cadillac, Cinemaxx, City, Gloria, Solln, Leopold, Mathäser und Monopol, Rio, Isabella (auch OmU) und Theatiner (OmU)

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