"Mockingjay Teil 2": Ein versöhnlicher Abschluss
Los Angeles - Nach einer kurzen Unterbrechung geht es weiter - so oder so ähnlich hätte es nach dem zweiten Teil der "Die Tribute von Panem"-Reihe heißen können. Denn natürlich hatte das Studio sich bei der Verfilmung von Suzanne Collins' distopischer Roman-Trilogie, wie mittlerweile in Hollywood zur Mode geworden, dazu entschlossen, den letzten Teil in zwei Stücke zu zerhacken. Der erste davon erwies sich als ähnlich spannend wie ein überlanger Werbeblock. Nachdem sich die Fans bei "Mockingjay - Teil 1" also durch zwei Stunden Exposition und schwülstiger Reden kämpfen mussten, mündet die Reihe nun endlich in ihrem großen Finale (ab 19. November im Kino).
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Das braucht erst einmal eine gute halbe Stunde, um nach der langen Pause loszulegen. Einige letzte Details gilt es noch zu erläutern, eine letzte Ansprache will gehalten und die Ausgangslage erklärt werden. Nach einem zähen ersten Akt ist dann endlich etabliert, dass der durch Folter konditionierte Peeta (Josh Hutcherson) der neue Antagonist von Katniss (Jennifer Lawrence) ist, die Distrikte endlich in der Rebellion gegen das Kapitol vereint sind und Katniss sich nun auf den Weg dorthin machen muss, um den diktatorischen Präsident Snow (Donald Sutherland) eigenhändig zu töten.
Rasante Action - natürlich jugendfrei
Dort angekommen, nimmt der Film endlich richtig Fahrt auf. Finnick (Sam Claflin) kündigt es an: "Willkommen zu den 76. Hungerspielen." Denn wie in den Arenen der makabren Spiele lauern auch im Kapitol tödliche Fallen und groteske Mutationen darauf, die Gruppe an Verbündeten um Katniss rasch zu dezimieren. Die Action tut dem Film sichtlich gut. Sie ist rasant und nervenaufreibend inszeniert, und auch die emotionalen Momente haben mehr Schlagkraft, wenn hinter jeder Ecke Feind, Verrat und Tod lauern.
Einige störende Elemente der Filmreihe haben es jedoch bis ins Finale geschafft. Der krampfhafte Versuch, die blutige Vorlage zu einem jugendfreien Film zu modellieren, sorgt allerdings wie schon bei "The Hunger Games" und "Catching Fire" für unübersichtliche Schnitte, die man gerne noch einmal im Instant Replay sehen würde, um den Überblick nicht zu verlieren. Wer die Bücher nicht kennt, wird sich bei dem einen oder anderen Mitglied von Katniss' Truppe fragen, woran es denn nun eigentlich gestorben ist.
Glänzendes Ensemble spielt zum letzten Mal auf
Denn so viel sei verraten: Natürlich schaffen es nicht alle von Katniss' Weggefährten lebend aus dem Kapitol heraus. Die Reihe findet mit ihrem letzten Film nicht zuletzt deswegen einen würdigen Abschluss, weil er die emotionale Wucht von Katniss' Verlusten nicht mit unnötigem Kitsch verschenkt. Selbst die Auflösung der Dreiecksbeziehung zwischen Katniss, Peeta und Gale (Liam Hemsworth), die der ansonsten klug aufbereiteten Geschichte vier Filme lang einen Hauch von "Twilight" verliehen hatte, scheut sich nicht davor, hässliche Seiten an beliebten Figuren zum Vorschein zu bringen.
Ganz reale Wehmut kommt auf, wenn eine Rede von Plutarch Heavensbee, gespielt von dem während der Dreharbeiten verstorbenen Philip Seymour Hoffman, nicht etwa einer anderen Figur in den Mund gelegt wird, sondern als Brief vorgelesen wird. Sein Fehlen wird in dieser Szene überdeutlich, doch scheint es, als habe sich Regisseur Francis Lawrence absichtlich für diese wenig subtile Lösung entschieden. Es ist wie ein Abschied von einem großen Charakterkopf, der ein ohnehin glänzendes Ensemble veredelte.
Und das gibt zum Schluss noch einmal alles. Angeführt von der gewohnt packenden Darstellung von Jennifer Lawrence, der die Zerrissenheit und Stärke ihrer Protagonistin spielend gelingt, findet sich keine Schwachstelle in der Besetzung - ausgenommen die ermüdend rotzfreche Jenna Malone als Johanna, deren Figur allerdings nicht viel Raum bekommt. Von Julianne Moore als undurchsichtige Alma Coin über Donald Sutherland als eiskalter Snow bis hin zu Woody Harrelson als raubeiniger Softie Haymitch verleihen die Schauspieler ihren Figuren Tiefe und Vielschichtigkeit. Man wird sie vermissen.
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