Mit dem Laptop den Mächtigen auf der Spur

„Inside WikiLeaks – Die fünfte Gewalt“ zeichnet ein hektisches Porträt von Julian Assange
Annekatrin Liebisch |
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Der WikiLeaks-Film? Welcher denn? Der fiktionale? Der sei doch eher ein Anti-WikiLeaks-Film, basierend auf zwei grottenschlechten Büchern. Regisseur Bill Condon hätte das nachgedrehte Interview mit Julian Assange gar nicht an seinen Film anhängen müssen, um das Publikum wissen zu lassen, was der WikiLeaks-Gründer von „Inside WikiLeaks – Die fünfte Gewalt“ hält. Dabei springt Condon mit Assange doch vergleichsweise freundlich um.

So erwähnt Condon („Dreamgirls“) die Vorwürfe der sexuellen Nötigung, die zwei Schwedinnen gegen Julian Assange erhoben haben, lediglich in einer Texttafel im Abspann. Er gesteht Assange zu, von Geheimdiensten verfolgt worden zu sein. Und er lässt sich nicht auf die Diskussion ein, ob WikiLeaks den enttarnten Whistleblower Manning im Stich ließ. Stattdessen konzentriert sich Condon auf die großen Enthüllungen durch die Plattform – und den Zerfall einer Freundschaft.

Denn eines der beiden „grottenschlechten Bücher“, auf denen Josh Singer sein Drehbuch aufbaute, stammt von Daniel Domscheit-Berg. Der Informatiker galt einst als deutscher Sprecher von WikiLeaks. Der Film zeigt, wie Berg (Daniel Brühl) sich Julian Assange anschloss, fasziniert von der Idee, vom Laptop aus den Mächtigen auf die Finger zu klopfen, fasziniert vom charismatischen Assange. Jeden Schnipsel Filmmaterial, den er über den echten Assange in die Finger bekommen konnte, studierte Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch in Vorbereitung auf seine Rolle.

Gemeinsam triumphieren Berg und Assange über die Anwälte der Schweizer Julius Baer Bank, machen krumme Geschäfte der isländischen Kaupthing-Bank öffentlich. Von Enthüllung zu Enthüllung rauscht der Film, der durch Kameraführung, Schnitt und Elektrosoundtrack Hektik ausstrahlt und das Publikum mit Daten überschüttet. Dass der Film nicht richtig packt, liegt ironischerweise vor allem daran, dass Condon keine klare Position zu Assange bezieht. Der Wirbel, den WikiLeaks um den Film machte, scheint daher nicht wirklich gerechtfertigt.

Kino: Mathäser (auch in OF), MaxX, Monopol, Münchner Freiheit, Cinema und Museumlichtspiele in OF R: Bill Condon (USA, 128 Min.)

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