Kritik

"Mission: Impossible – Dead Reckoning": Tom Cruise hat ein weiteres Ass im Ärmel

"Mission: Impossible" ist zurück im Kino. Der siebte Teil des Actionspektakels mit Tom Cruise, "Dead Reckoning", ist der perfekte Blockbuster.
Florian Koch |
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Tom Cruise in einer der zahllosen Action-Szenen in "Mission Impossible".
Tom Cruise in einer der zahllosen Action-Szenen in "Mission Impossible". © Christian Black

Wer ist unser größter Gegner, unser schlimmster Albtraum? Ein guter Seismograph für gefühlte wie reale Ängste waren stets die jeweiligen Feindbilder im US-Mainstreamkino.

Die Zeiten des Kalten Krieges spiegelten sich in Stallone-Hits wie "Rocky IV" wider, die Ängste des Terrors von Seiten der al-Qaida in Filmen wie "Zero Dark Thirty".

"Mission: Impossible": Ultimative Bedrohung durch Künstliche Intelligenz

In "Mission: Impossible - Dead Reckoning", so scheint es, taugt der menschliche Schurke nur noch als austauschbarer Stellvertreter für die viel größere, eigentliche Gefahr: die Künstliche Intelligenz. Während medial bereits spekuliert wird, ob eine digitale Superintelligenz die Menschheit irgendwann einmal obsolet macht – ganz so wie es James Cameron vor 40 Jahren im "Terminator" prognostiziert hat – ist der nunmehr siebte Teil der Actionfilm-Reihe um den Superagenten Ethan Hunt (Tom Cruise) schon einen Schritt weiter in seiner Drohkulisse.

Tom Cruise als Ethan Hunt,
Tom Cruise als Ethan Hunt, © Christian Black

Bereits im 30 Minuten langen Prolog schlägt sie zu, diese schwer zu greifende "Entität" und lenkt ein Torpedo spielend leicht in ein russisches Atom-U-Boot. Mit dem Blinken von Knöpfen und einem pulsierenden Bildschirm verbeugt man sich filmästhetisch gewitzt vor Stanley Kubricks allmächtig eigenständigen Computer Hal 9.000 in "2001 – Odyssee im Weltraum".

Überhaupt liest sich der virtuos in Szene gesetzte, wenn auch überlange Film von Christopher McQuarrie als ständige Verbeugung vor den Großtaten der Filmgeschichte: so auch eine an "Lawrence von Arabien" erinnernde Verfolgungsjagd in der Wüste. Ein Grund, warum das Action-Gewitter, das noch hibbeliger als sonst von Kulisse zu Kulisse hetzt, glücklicherweise nie seinen Fokus verliert, liegt auch an seinem dauerpräsenten Star.

Megastar Tom Cruise zeigt in "Mission: Impossible – Dead Reckoning" viel Charisma

Tom Cruise, vor wenigen Jahren von Presse wie Publikum kritisch beäugt, gilt spätestens nach dem Sensationserfolg mit "Top Gun: Maverick" als neuer Heilsbringer des Kinos. Ein klassischer Filmheld, der mit all seiner Power und seinem Charisma dem Streaming-Hype etwas entgegenzusetzen hat: mit der Schaulust großer Kinobilder und mit dem Zelebrieren lebensgefährlicher Stunts. Man muss kein Fan von Cruise sein, um die Qualität seiner Arbeit auch im neuen "Mission: Impossible"-Abenteuer anzuerkennen.

Tom Cruise, Simon Pegg, Ving Rhames and Rebecca Ferguson in Venedig.
Tom Cruise, Simon Pegg, Ving Rhames and Rebecca Ferguson in Venedig. © Christian Black

Gemeinsam mit seinen nerdigen Technik-Genies Benji (Simon Pegg) und Luther (Ving Rhames) wirft sich seine alterslose Heldenfigur, Ethan Hunt, nun dieser neuen Gefahr entgegen. Einer KI, die bereits Macht besitzt über alle Kommunikationskanäle und die sich nur besiegen lässt, wenn man auf analoges Teamwork und ebensolches Equipment setzt.

Deutlich gibt der packende wie smarte Blockbuster als Botschaft mit, dass die Versuchung, einer solchen "Entität" Herr zu werden, zu groß ist für jede Nation, für jeden Mitspieler. Umso mehr spornt Hunt die spürbare Gier nach einer digital möglichen Weltherrschaft, so unbeherrschbar und diffus sie auch sein mag, dazu an, sie zu zerstören, weil er, bei aller Coolness und aller Raffinesse, im Herzen eben doch ein, ja, altmodischer Humanist ist.

"Mission: Impossible – Dead Reckoning": Eine gewitzte Action-Komödie mit ordentlich Tempo

Um Hunts Mission auch umsetzbar zu machen, erfindet der Film einen zweiteiligen, golden funkelnden Schlüssel, mit dem sich das digitale Ungetüm doch noch abschalten oder eben zweckentfremden lässt. Erfrischend im ewigen Hase-und-Igel-Spiel ist dabei neben gern gesehenen alten Bekannten wie die lässige MI6-Agentin Ilsa (Rebecca Ferguson) und die eisige Waffenhändlerin The White Widow (Vanessa Kirby) der Auftritt der abgezockten wie schlagfertigen britischen Meisterdiebin Grace (Hayley Atwell), die Hunt am Flughafen in Abu Dhabi in die Quere kommt.

Hayley Atwell und Tom Cruise in "Mission: Impossible - Dead Reckoning"
Hayley Atwell und Tom Cruise in "Mission: Impossible - Dead Reckoning" © Christian Black

Wenn diese beiden "Geister", sprich Menschen ohne Wohnsitz, ohne Beziehung und ohne wirkliche Identität, bald ein Zweckbündnis eingehen und in Rom mit einem quietschgelben Fiat 500 an Handschellen gefesselt durch die engen Gassen rasen, erreicht der hier an alte Screwball-Komödien erinnernde Film vor dem Schauplatzwechsel nach Venedig seinen ersten Höhepunkt.

Aber Cruise wäre nicht Cruise, wenn er für den atemberaubenden Showdown im, auf und unter dem Orientexpress nicht noch ein weiteres Stunt-Ass im Ärmel hätte. Schließlich muss seine 290 Millionen Dollar schwere "Mission: Impossible" auch Lust auf eine achte machen, um die hier am Ende noch völlig offene Geschichte im nächsten Jahr auch erfolgreich abzuschließen.


Kino: Astor Film Lounge, Cadilliac & Veranda, Cinemaxx, Gloria, Leopold, Mathäser, Rio, Royal, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV) R: Christopher McQuarrie (USA, 163 Min.)

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