Matthias Schweighöfer: "So eine Tochter macht aus einem Typen erst so richtig einen Mann"
Mit einem herzhaften Biss sterilisiert ein Frettchen den Helden des neuen Films von Matthias Schweighöfer. Das Opfer, Felix, von Schweighöfer gespielt, hat zuvor mit einer Samenspende Geld verdient. Mit Hilfe seines Bruders findet er die Empfängerin, eine TV-Moderatorin, der er nachstellt, weil er doch gerne ein Kind hätte. „Vaterfreuden“ basiert auf dem Roman „Frettsack“ von Murmel Clausen. Man murmelt, dass Schweighöfer mit seiner Ex-Freundin das zweite Kind erwartet. In Interviews möchte er sich dazu nicht definitiv äußern.
AZ: Herr Schweighöfer, inwiefern trägt der Film für Sie autobiografische Züge?
MATTHIAS SCHWEIGHÖFER: Der Film hat autobiografische Züge in allem, was den Freundeskreis meiner Figur angeht. Wie die Leute mit ihren Kindern umgehen, das kenne ich aus meinem Umfeld. Und ich habe natürlich auch ähnliche Erfahrungen mit meiner Tochter gemacht.
Wann dachten Sie zum ersten Mal daran, Vater zu werden?
Mit 26, 27 Jahren, denke ich. Da war ich schon zehn Jahre im Beruf, hatte viel gefeiert, viel ausgeschlafen, hatte schon viel erlebt. Da dachte mir, wieso soll ich all die schönen Dinge des Lebens nicht auch mit einer Tochter erleben? Für mich war auch der Gedanke wichtig, dass mit einem Kind wirklich etwas von einem bleibt.
Wie groß war für Sie der Freiheitsverlust als Vater?
Ich empfinde überhaupt keinen Freiheitsverlust. Wenn man ein Kind hat, verliert man nicht seine Freiheit, sondern ein bisschen Zeit, die man sonst für sich hat. Aber das Glück, ein Kind zu haben, wiegt alles auf. So eine Tochter macht aus einem Typen erst so richtig einen Mann.
Wie kritisch sind Sie als Regisseur mit sich selbst als Schauspieler?
Ich bin sehr kritisch mir gegenüber. Ich teste mich aber auch noch aus. Bei „Vaterfreuden" war es wichtig zu sehen: Wie groß geht man in die Szenen? Wie inszeniert man eine Sequenz, in der sechs Leute durcheinander quatschen? Ich muss das alles erlernen, ich war ja auf keiner Filmschule. Deswegen sehe ich mich auch noch nicht ganz als Regisseur. Aber wenn ich inszeniere, versuche ich als Schauspieler, mein Spektrum breit gefächert zu öffnen.
Dafür, dass Sie sich ausprobieren, hatten Ihre ersten beiden Filme großen Erfolg.
Ich glaube, die Filme sind erfolgreich, weil sie Herz haben und aus dem Leben gegriffen sind. Da gibt es Situationen, Wünsche und Sehnsüchte, die vermutlich jeder kennt. Und die Filme haben einen schönen Ton. Wenn man aus dem Kino kommt, denkt man, dass das Leben doch ganz schön ist. Es gibt viel zu lachen, aber auch immer Melancholie.
Haben Sie das von Til Schweiger gelernt?
Mit Verlaub, ich glaube, dass Til seine Filme doch anders anlegt. Ich grätsche da ein bisschen mehr rein: Wenn es lustig wird, haue ich die Situation schnell wieder ins Traurige. Til verkörpert auch einen anderen Männertyp. Ich hatte ein Gespräch mit einem Redakteure der „Zeit“: Er meinte, dass die Figuren, die ich spiele, eigentlich gar keine Softies sind. Es sind Männer, die handeln, aber nicht an den Konsequenzen scheitern, sondern von außen etwas hinein bekommen, um daran am Ende zu wachsen. Bei Til ist es meistens so, dass der Held alles kommen lässt, dann fällt er und sieht, dass er sich ändern muss. Meine Generation ist auch anders. Alle meine Freunde müssen sich in der Gesellschaft ordnen: Bist du ein guter Vater? Nimmst du dir ein Jahr Elternzeit? Nimmst du dir Zeit für die Partnerschaft? Bist du ein guter Geschäftsmann oder verdient die Frau das Geld?
Wie können Sie diese Fragen für sich beantworten?
Ich arbeite viel, aber ich habe auch meine eigene Produktionsfirma. Ich kann deshalb oft bestimmen, wann ich arbeite und wann ich mal frei habe. Das ist natürlich Luxus. Mein Privatleben ist zwar eingeschränkter an einigen Stellen, aber ich kann sagen: Leute, die Familie fährt mit mir zum Stanglwirt in die Berge, wir nehmen zwei Autoren mit, die bekommen zwei Hotelzimmer. Dann kann ich arbeiten, und die Familie ist trotzdem dabei.
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