Marion Cotillard: Zupacken, zurückschlagen, leben!
Würden Sie spontan in einen Film gehen mit dem abstoßenden Titel „Der Geschmack von Rost und Knochen“? Sie sollten! Der Film von Jacques Audiard bewegt sich vom herberen Nordfrankreich an die wärmendere Côte d’Azur. In einer „Seaworld“ bei der Nobelhalbinsel Cap Antibes ist die Ex-Piaf Marion Cotillard eine selbstbewusste, lebenshungrige Killerwal-Trainerin – bis ihr die Unterschenkel abgebissen werden. Ein hartes Erwachen im Rollstuhl, ein Gefühl der Hässlich- und Wertlosigkeit, Depression, Selbstmordgedanken.
Überlebenskampf und Sexualität
Da erinnert sie sich an einen Disco-Türsteher, der sie einmal rausgehauen hat, als sie beim Abtanzen von einem abgewiesenen Typen eins aufs Maul bekommen hatte. Aber er (Matthias Schoenaerts) ist ein Haltloser, oft Verantwortungsloser, Überlebenskampf-Kater. Aber genau durch seine Unabhängigkeit und offensive Sexualität lernt sie, sich wieder selbst zu spüren. Und es beginnt ein Tauziehen um die Frage, wie weit man das verantwortungslose Tier im Manne zähmen will und kann, ohne die Faszination seiner Stärke abzuwürgen.
Man wird gepackt und unkitschig gerührt
„Der Geschmack von Rost und Knochen“ ist ein radikaler Film geworden - nicht nur wegen der Sexszenen mit einer schönen Frau mit Beinstümpfen, auch wegen der illegalen Faustkämpfe, die hart wie in „Fight Club“ sind. Man wird gepackt und unkitschig gerührt vom Kampf zweier Menschen, die uns ungewohnt nahe kommen. Das alles führt angenehm ehrlicherweise nicht einfach in neue Bürgerlichkeit. Aber zwei Menschen finden gegenseitig durch den anderen eine neue Balance. Sie heilen sich von den Wunden des Lebens, so gut es eben geht: Sie, die starke Frau, die Lebensvertrauen neu lernen muss und er, der vitale Mann ohne Mitte, der sie mit ihr findet. Das ist stark, natürlich, unideologisch, schön.
Kino: Eldorado und Monopol, Mü. Freiheit, Theatiner (OmU) R: Jacques Audiard (F, 120 Min.)