Mario Adorf fühlt sich von Bösewicht Santer verfolgt
Ein halbes Jahrhundert ist es her, seit Mario Adorf als Bösewicht Santer Winnetous Schwester Nscho-tschi erschoss
Erst hatte Mario Adorf (83) noch gezögert, dann ließ er sich 1963 doch überreden, den Mörder von Winnetous Schwester zu spielen. Er hat sich damit nicht gerade beliebt gemacht
AZ: Der Santer verfolgt Sie, nicht wahr?
MARIO ADORF: Das kann man wohl sagen. Immer wieder treffe ich Leute, die sagen: „Dass du die Nscho-tschi erschossen hast, das habe ich dir lange Jahre nicht verziehen. Ich habe dich dafür gehasst!“ Das ist ein Satz, den ich zigtausend Mal gehört habe.
Was sagen Sie dann?
Ich sage dann: Als ich diesen Schuss abgegeben habe, da war die Nscho-tschi ja gar nicht da. Da war die Marie Versini in Paris und ich habe irgendwohin in die Luft gezielt.
Hätten Sie das alles mal vorher gewusst...
Ursprünglich wollte ich den Film gar nicht machen. Irgendwie dachte ich: Karl May..? Der erste Film war ja gerade erst gemacht worden. Und diese Rolle, Santer, war natürlich eine negative Rolle, und ich hatte ein bisschen die Sorge, durch meine erste Rolle als Bösewicht in „Nachts wenn der Teufel kam“ da festgelegt zu werden. Aber es gab da einen Kritiker, der mir damals die Laudatio gehalten hat für meinen ersten Filmpreis, und der hat gesagt: „Das musst du machen! Karl May – das ist Kulturgut. Das musst du spielen!“ Und von dem habe ich mich überzeugen lassen.
Sie waren ja der einzige Hauptdarsteller, der seine Stunts in dem Film selber gemacht hat.
Das lag daran, dass es da zwar viele Stuntmen gab, aber keinen von meiner Statur. Die waren alle sportlich-schlank, und ich war doch schon ein bisschen massiver. Deswegen gab es gar keinen glaubhaften Stuntman für mich, und ich habe das alles auch gerne selber gemacht.
Haben Sie noch Erinnerungen an Lex Barker, der ja leider so früh verstorben ist?
Das war für mich damals ein Star, der auch gewisse Privilegien hatte. Ich erinnere mich, dass Lex Barker und auch Pierre Brice einen Wohnwagen hatte, aber der böse Santer hatte natürlich keinen. Netterweise hat sowohl Lex Barker als auch Pierre Brice mir angeboten, ich könne mich in ihrem Wohnwagen umziehen. Ich habe das damals trotzig abgelehnt. Ich habe gesagt: „Wenn ich keinen Wohnwagen kriege, dann ziehe ich mich eben auf der Straße um.“
Wie war Ihr Verhältnis zu Pierre Brice?
Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis miteinander, obwohl wir zu dem Zeitpunkt noch nicht befreundet waren. Das hat sich merkwürdigerweise erst später eingestellt, als wir beide Nachbarn in
Rom waren. Da wurden wir richtig gute Freunde, und das ist auch eine Freundschaft, die sich die ganzen Jahrzehnte erhalten hat.
Haben Sie ihn in Rom italienisch bekocht?
Ich bin der Nicht-Koch, er hat mich bekocht! Französisch, italienisch. Das war eine schöne Zeit in Rom.