Maria Ehrich und Jannis Niewöhner: Traumpaar im Zeitsprung

Teenager-Epos aus Deutschland: „Rubinrot” eröffnet die „Edelstein”-Trilogie nach Jugendromanen von Kerstin Gier
Adrian Prechtel |
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Wenn man aus „Rubinrot” herauskommt, ist klar: Wer noch unter 12 Jahren ist, wird die Gymnasial-Erotik, die Geheimlogen-Verwicklungen und das englische Upper-Class-Milieu nicht richtig prickelnd finden. Und wer schon über 18 ist, für den ist das Ganze Kinderkram. Und dennoch: Genau für Teenies ist einer deutschen Produktion Großes gelungen: mit einem Budget von „nur” knapp 10 Millionen Euro und relativ unbekannten Jungschauspielern, die aber die alten Zugpferde alt aussehen lassen wie Veronica Ferres, Katharina Thalbach, Sibylle Canonica – die das feierliche, dysfunktionale, aber großbürgerliche Ambiente entfalten sollen und dabei relativ flach bleiben.

Teure Drehtage in London wurden auf wenige (inklusive Hubschrauber-Luftbildaufnahmen) reduziert. Ansonsten ersetzten glaubhaft deutsche Städte London und seine (neu)-gotische Versammlungs- und Verschwörungsräume für dan-brownige Geheimlogen.

So ist „Rubinrot” als Verfilmungs-Auftakt der „Edelstein”-Trilogie (mit „Saphirblau” und „Smaragdgrün”) ein gewagtes Experiment, ob allein der deutschsprachige Markt so ein Film-Großprojekt trägt. Immerhin haben sich die Jugendroman-Vorlagen von Kerstin Gier schon über eine Million Mal verkauft.

Die Zielrichtung ist klar: Wenn „Twilight” als internationaler Teenie-Liebes-Coup eingeschlagen hat, könnte man mit dem Zusatz von „Harry-Potter”-Internats- und Geheimgang-Grusel ein deutsches Gegengewicht kreieren. Dabei geht es auch um (etwas verwirrende) rückwärtige Zeitsprünge, in die „Auserwählte” hineingeworfen werden.

Ein Trumpf ist Maria Ehrich, die als Projektions-Fläche für das Außenseitergefühl von Teenagern funktioniert, schön, aber unzickig und vor allem persönlichkeits-stark die Hauptfigur Gwendolyn spielt. Ihr dramaturgisch zugestellt ist Gideon, gespielt von Jannis Niewöhner, der aussieht wie ein junger deutscher DiCaprio.

Und hier vermeidet der Film geschickt die Geschlechterfalle: Zunehmend werden starke Mädchen ins Helden-rennen geschickt. Hier aber ist es ein gleichwertiges Paar ohne albernes Emanzipations- und Macho-Gerangel. So sieht man ein postemanzipatorisches Traumpaar. Dabei lässt der Film zwar auch einige Klischees nicht aus (Kleidergezicke und Eifersuchtsszenen). Andere wiederum werden aber ganz charmant umgedreht, so wenn die junge Frau beim Schulabschluss-Ball die Ungeschickte ist und nicht er.

Unbefriedigend bleibt allerdings, dass der Zuschauer beim Kauf der „Rubinrot”-Kinokarte um ein dramaturgisch befriedigendes Ende betrogen wird. Es soll halt saphirblau und smaragdgrün weitergehen.

Kino: Leopold, Mathäser, CinemaxX, Royal
R: Felix Fuchssteiner (D, 122 Min.)

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