"Madame Aurora und der Duft von Frühling": Der zeitlose Streifen in der AZ-Filmkritik

"Madame Aurora und der Duft von Frühling" ist ein charmantes Frauenporträt.
Margret Köhler |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Aurora (Agnes Jaoui, 2. v. li.) bei einem Abendessen bei Mano (Pascale Arbillot, li.) mit Freunden.
Tiberius Film Aurora (Agnes Jaoui, 2. v. li.) bei einem Abendessen bei Mano (Pascale Arbillot, li.) mit Freunden.

Frauen mit 50 passen nicht mehr in alte Rollenbilder. Sie stehen voll im Leben, auch wenn sie für viele Männer ihrer Generation, die sich mit jungen Mädels schmücken, nicht mehr ins Beuteschema passen und der Bauarbeiter nicht mehr hinterherpfeift. So fühlt sich die alleinerziehende Aurora "forever young" und muss ihre üppigen weiblichen Reize nicht verbergen. Mit ihrem Ex hat sie ein freundschaftliches Verhältnis.

Doch dann kommt es knüppeldick: Ihre ältere Tochter ist schwanger, die jüngere zieht mit ihrem Freund nach Barcelona, sie ist plötzlich allein und verliert obendrein noch ihren Job als Kellnerin, weil sie sich von ihrem jungen Chef-Schnösel nicht dumm anreden und nicht "Samantha" nennen lässt, nur weil’s hipper klingen soll. Die Beratungen im Jobcenter nerven wie die seltenen Dates mit nicht mehr ganz taufrischen Kerlen, die sich für den Nabel der Welt halten. Dann trifft sie zufällig auf ihre alte Jugendliebe (Thibault de Montalembert), den sie vor 30 Jahren verlassen hat. Es kribbelt gewaltig, aber kann man die Uhr zurückdrehen? Der charmant-lockere französische Film konzentriert sich auf Aurora, ihre Selbstzweifel, ihre Lebensfreude, ihre Spontaneität und ist auch eine Betrachtung über das Altern in einer auf Jugendkult fixierten Gesellschaft.

"Madame Aurora und der Duft von Frühling": eine Betrachtung über das Altern in einer auf Jugendkult fixierten Gesellschaft

Diese Frau ertrinkt nicht in Selbstmitleid und Verunsicherung, jammert nicht über alltägliche Krisen, sie ist nach einigen Umwegen ganz sie selbst: in all ihren diffusen Gefühlen und charmanten Unsicherheiten, im Lachen wie im Weinen.

Und wenn sie mal strauchelt, rappelt sie sich wieder auf. Das wahre Wunder beschert Agnès Jaoui, die in ihren eigenen Filmen oft die kühle und elitäre Intellektuelle verkörperte und hier mit ungewohnter Körperlichkeit und Lässigkeit auftrumpft, Melancholie, Nostalgie und Humor perfekt verbindet. Es gibt ein Leben nach der Menopause, so Blandine Lenoirs fröhliche Botschaft im Stil optimistisch-bunter Frauenmagazine. Das hört jede Frau gerne, auch wenn die erotische und soziale Wirklichkeit nicht so rosig aussehen. Am Ende ist Aurora kein Opfer, stürzt sich entspannt in die zweite Lebenshälfte, weiß endlich, was ihr guttut. Das macht gute Laune.


Kino: ABC, Rex und Theatiner (OmU) R: Blandine Lenoirs (F, 89 Min.)

<strong>Lesen Sie hier weitere <em>AZ</em>-Filmkritiken</strong>

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.