"Lolo - Drei ist einer zu viel": Ödipussi spielt fies

Ex-Film-Elfe Julie Delpy hat mit „Lolo – Drei ist einer zu viel“ ein bisschen zu sehr in die Klamaukkiste gegriffen.
von  Dena Brunner
Mama Violettes (Julie Delpy) Neuer (Dany Boon) hat schlechte Karten bei Sohn Lolo (Vincent Lacoste).
Mama Violettes (Julie Delpy) Neuer (Dany Boon) hat schlechte Karten bei Sohn Lolo (Vincent Lacoste). © NFP

Wenn das Leben zu entspannt ist, können nur noch an den Haaren herbeigezogene Problemchen für den inneren Ausgleich sorgen. In „Lolo – Drei ist einer zu viel“ darf ein tyrannischer Sohn seine sadistischen Fantasien ausleben.

Er könnte einfach glücklich sein mit seinem Künstler-Leben und der übermäßigen Liebe seiner Mutter Violette (Julie Delpy). Aber das ist Lolo (Vincent Lacoste) nicht genug: Schließlich ist Violette frisch verliebt und bringt ihren neuen Freund, das Landei Jean-René (Dany Boon) mit in ihre Pariser Wohnung. Zu viel für Mamas „kleines Küken“, dessen ödipale Phase auch mit 19 Jahren nicht enden will.

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Mit grausamen Spielchen versucht er fortan, die Beziehung zwischen Violette und Jean-René zu zerstören und schreckt vor keiner noch so widerwärtigen Methode zurück.

 

Ideenloses Katz- und Maus-Spiel

 

Was nach einem Heiden-Lausbubenspaß klingt, entpuppt sich als gähnend-klamaukiges Katz- und Maus-Spiel der Männer. Juckpulver in der Kleidung ist der wahrscheinlich älteste Trick gegen Feinde. Dieser sorgt beim Informatiker Jean-René für Hautausschlag und führt bei der neurotischen Violette zur Ekelattacke.

Aber ein Virus auf Jean-Renés Laptop, der das EDV-System seiner gesamten Firma lahmlegt und seine 20 Jahre lang mühsam entwickelte Software zerstört? Weder realistisch noch komisch.

Der interessante Teil der Komödie, in der Hauptdarstellerin Julie Delpy das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt hat, bleibt Lolos Ödipuskomplex. Mitunter ist Violette daran Schuld, dass ihr narzisstischer Lolo keinen Abnabelungsprozess durchlebt hat. Wie er es allerdings schafft, das Leben seiner Mutter bis zum Nervenzusammenbruch zu erschweren, arbeitet Delpy in ihrem Film nicht heraus.

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Psychotische Figuren mit wenig Humor

 

Dabei hat sie es selbst genossen, derart psychotische Figuren zu filmen: „Ich weiß, dass viele Leute so sind. Im richtigen Leben finde ich sie alles andere als lustig. Aber auf der Leinwand bringen sie mich zum Lachen.“ Doch weder ihr, noch Frankreichs Erfolgs-Comedian Dany Boon („Sch’tis“) gelingt es, die Zuschauer zum Lachen zu bringen.

Auch nicht ihren Gast-Stars wie Mode-Zar Karl Lagerfeld, der sich beim Anblick des vom Drogen-Cocktail geplagten Jean-René so gar nicht amüsieren mag. Zumindest überzeugt Julie Delpy als allerziehende Art-Direktorin der Pariser Modenschauen und stellt die mühsam inszenierten Kämpfe ihrer beiden Männer in den Schatten.


Kinos: Arri, City, Mathäser / B&R Julie Delpy (F, 100 Min.)

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