"Logan Lucky" in der AZ-Filmkritik: Glück gegen jede Chance

Anstatt aufzuhören, dreht Steven Soderbergh einen weiteren gelungenen Independentfilm.
von  Margret Köhler
Die Logan-Geschwister: Channing Tatum, Riley Keough, Adam Driver.
Die Logan-Geschwister: Channing Tatum, Riley Keough, Adam Driver. © Studiocanal

Er kann nicht aus seiner Haut, muss Filme drehen. Mit 40 verkündete Steven Soderbergh, in den nächsten Jahren werde man nichts von ihm sehen oder hören, 2011 nach Haywire – Trau‘ keinem“ behauptete er, nur noch zwei Filme drehen zu wollen "Side Effects“ und das Biopic "Liberace“. 2013 sollte dann endgültig Schluss sein: Er wollte seine "Vision von Kunst“ in der Fotografie verwirklichen. Das Filmbusiness sei langweilig und Hollywood öde ihn zu sehr an, um "viel Zeit für Unsinn zu vergeuden“. Zudem wurmte ihn der mangelnde Publikumszuspruch.

Jetzt feiert der 54-Jährige mit "Logan Lucky“ sein Comeback, mutig produziert außerhalb der großen Filmstudios und mit eigener Verleihstrategie.

Tatum und Driver als dumme Loser

Die Logan-Brüder gelten nicht gerade als große Leuchten, sondern als geborene Loser, auf die der Fluch des Misserfolgs zu ruhen scheint. Jimmy (Channing Tatum) verliert ständig seinen Job, Clyde (Adam Driver) leidet als einarmiger, von Schwermut geplagter Barkeeper unter der Häme von Gästen. Geld fehlt beiden.

Da hat Jimmy eine brillante Idee. Warum nicht mal was Großes wagen und beim berühmten Autorennen um den Coca Cola Cup den Tresor ausrauben? Dafür fehlt nur ein gewiefter Sprengstoffprofi. Joe Bang, der ideale Mann, sitzt leider im Knast: ein strohblonder Daniel Craig mit Bürstenhaarschnitt, der für die Zeit des Überfalls unbeobachtet aus dem Gefängnis bugsiert wird, um nach dem Coup wieder mit treuem Blick auf der Krankenstation zu liegen

Gaunerfilm mit Herz für die Underdogs

Craig entwickelt ungeahntes Komikpotenzial und lohnt allein schon den Kinobesuch: kein eleganter Superhero im Maßanzug wie James Bond, sondern ein ausgefuchster Kleinkrimineller im dreckigen T-Shirt. Komplettiert wird die Truppe von Riley Keough als Logan-Schwesterherz, die aufs Gaspedal drückt. Und dann spielt noch eine Gruppe christlich orientierter Brüdern (Jack Quaid, Brian Gleeson) eine Rolle.

Während auf dem Festplatz die Zuschauer feiern und die Autos rasen, werkelt das Trio unterirdisch am Tresor und nutzt geschickt für den Dollar-Transport ein mit Luft betriebenes Rohrpostsystem. Ob das gut geht?

"Logan Lucky“ ist weniger geschliffen als die "Ocean’s“-Erfolge.Eher ist es ein kleiner, schmutziger Gaunerfilm mit großem Herz für die Underdogs, der sich nie über die Hinterwäldler in West Virginia, ihren verlorenen "American Dream“ oder ihre hoch gehaltenen Familienwerte lustig macht. Ans Aufhören sollte der Meister nach diesem Glanzstück nicht mehr denken.


Kino: Cinemaxx, Gabriel, Solln, Royal, Mathäser, Monopol; Leopold, City (auch OmU) sowie Cinema, Museum (OV)
Regie: Steven Soderbergh (USA, 119 Min.)
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