"Legend of Tarzan": humorbereinigt, hölzern, ohne Ironie

Viel Brustkorb, kaum Drehbuchideen: „Legend of Tarzan“ von David Yates enttäuscht.
von  Martin Schwickert
Zurück im Kongo, diesmal in humaner Mission: Alexander Skarsgaard als Tarzan mit seiner Jane (Margot Robbie).
Zurück im Kongo, diesmal in humaner Mission: Alexander Skarsgaard als Tarzan mit seiner Jane (Margot Robbie). © Warner

Edgar Rice Burroughs Roman „Tarzan bei den Affen“ von 1912 erzählte nicht nur von einem Mann, der in der Wildnis aufgewachsen ist, sondern bediente auch die rassistischen Omnipotenzfantasien des weißen Mannes seiner spätkolonialistischen Zeit. Wer Tarzan für das Kino des 21. Jahrhunderts neu erzählen will, muss sich deshalb etwas einfallen lassen. Regisseur David Yates („Harry Potter“) hat sich der Herausforderung gestellt und man sieht seinem „Tarzan“ deutlich an, welche Anstrengung die politisch korrekte Modernisierung des Stoffes gekostet hat.

Margot Robbie packt aus: Tarzan verletzt? Das passierte wirklich bei der Sexszene

Mit Beginn des Filmes ist der Herr des Dschungels (Alexander Skarsgård) längst mit Jane (Margot Robbie) nach England zurückgekehrt und zwängt seinen hünenhaften Körper in hoch geschlossene Adels-Trikotage. Aber dann überzeugt ihn ein afroamerikanischer Anti-Sklaverei-Aktivist (Samuel L. Jackson) mit ihm in den Kongo zu reisen, wo der breit grinsende Leon Rom (Christoph Waltz) im Auftrag des belgischen Königs Leopold II. Sklavenhandel im großen Stil betreibt – für Waltz ein kurioses Rollen-Déja-vu mit Tarantinos „Django Unchained“. Widerwillig lässt sich Tarzan auf den humanitären Einsatz ein und noch widerwilliger nimmt er die reiselustige Jane mit, die dann auch schnell als Geisel in der Hand des Finsterlings gerät. Zeit für den Dschungelkönig, endlich das Hemd auszuziehen und zur Liane zu greifen.

Mehr Brustkörbchengröße als darstellerisches Potenzial

Tarzan-Darsteller wurden im Laufe der letzten hundert Jahre bekanntlich weniger nach ihren schauspielerischen Fähigkeiten, sondern eher aufgrund ihrer Brustkörbchengröße gecastet. Auf diesem Gebiet hat der hoch gewachsene, heftig austrainierte Alexander Skarsgård einiges zu bieten. Über dessen darstellerische Kapazitäten muss allerdings an anderer Stelle entschieden werden, da er in diesem vollkommen humorbereinigten Film nur bierernst-charismatisch drein blicken darf. Vielleicht steckt ja mehr Potenzial in ihm.

Wie ein teuer gemachtes Computerspiel

Anfangs will der wütende Naturbursche nur seine Jane befreien, aber am Ende führt Tarzan die Stämme des Kongo inklusive einer Herde von Wasserbüffeln in die Schlacht gegen die Kolonialisten. Zwischendrin darf er noch mit Löwen kuscheln und sich mit riesigen Gorillas prügeln, was hier so glaubwürdig aussieht wie ein Videospiel, wenn auch ein teuer gemachtes. Im Vergleich mit dem neu aufgeschlagenen „Dschungelbuch“, das die Grenzen zwischen Mensch, Tier und Natur poesievoll in Fluss brachte, fällt „Tarzan“ mit seiner finster-grauen Urwaldtextur deutlich ab. Schwerer wiegt jedoch das hölzerne Drehbuch, das zwischen politisch-korrektem Upgrade und den Schauwert-Ansprüchen des modernen 3D-Kinos ungelenk herumzappelt anstatt dem abgehalfterten Tarzan-Mythos mit der notwendigen, befreienden Ironie zu begegnen.

Kino: Royal sowie Gloria, Cinemaxx (3D), Museum (OV) Mathäser (3D und OV), R: David Yates (USA, 110 Min.)

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