Lauf, Douglas, lauf!

Witz- und geistlos: Das „Total Recall”-Remake mit Colin Farrell als Schwarzenegger-Ersatz
von  Florian Koch

Wäre es nicht eine verlockende Vorstellung, Träume in echte Erinnerungen zu verwandeln? Aus dieser Idee ließ sich Philip K. Dick 1966 zu einer klugen Kurzgeschichte inspirieren. Und Arnold-Schwarzenegger-Fans haben in ihrem Gedächtnis mit Sicherheit auch Paul Verhoevens „Total Recall” abgespeichert, der Dicks Text 1990 in einen spaßigen Actionreißer verwandelte.

Ein Albtraum, den man ganz schnell wieder vergessen will, ist dagegen das öde Remake, mit dem Len Wiseman bereits an den US-Kinokassen eine bittere Bruchlandung hingelegt hat. Sein 125 Millionen Dollar-Spektakel geizt zwar nicht mit aufwändigen Spezialeffekten, hat aber den Charme einer Tiefkühlbox und den Tiefgang von „New Kids Turbo”. Dabei fehlt es der Neuverfilmung nicht an einer neuen Prämisse: Wiseman streicht den Mars als Schauplatz, um seine auf der Erde spielende, düstere Zukunftsvision stärker in der Realität des Zuschauers zu verorten.

Der einstmals blaue Planet ist am Ende des 21. Jahrhunderts dank einer Nuklearkatastrophe zu einem Trümmerfeld geworden. Nur noch zwei Gebiete sind bewohnbar: Die „Kolonie", ein verregneter Schmelztiegel, der nicht nur wegen seinem Dauerregen-Chinatown-Look an „Blade Runner” erinnert, und die Hochhaus-Metropole „Vereinigte Föderation von Britannien”, in der die Kolonisten Roboter herstellen. Beide Welten sind nur durch einen Lift verbunden, der innerhalb kürzester Zeit durch den Erdkern rauscht. Damit fährt auch Douglas (Colin Farrell) jeden Tag zur Fabrik-Fließbandarbeit, bis er sich einer „Recall”-Behandlung hingibt, um sein trauriges Dasein mit Spionage-Erinnerungen aufzupeppen. Doch plötzlich wird er nicht nur von seiner schlagkräftigen Ehefrau (Kate Beckinsale) für einen Terroristen gehalten. Alles nur ein Traum?

Was auf dem Papier spannend klingt, verliert auf der Leinwand jeden Biss. Die Schuld trägt Wiseman, der Farrell in steriler Hochglanzästhetik witz- und endlos durch die aufwändigen Kulissen rennen, springen und schießen lässt, und sich dabei kräftig bei anderen Hits wie „Minority Report” oder „Das fünfte Element” bedient.

Kino: CinemaxX, Leopold, Mathäser sowie Cinema, Museum Lichtspiele (OV)
R: Len Wiseman (USA, 118 Min.)

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