Kitsch ohne Witz

Starbesetzung mit Matthias Schweighöfer, Ruth Maria Kubischek und August Diehl. Aber Markus Gollers Film „Frau Ella“ bleibt mutlos und ihm fehlt Originalität.
Adrian Prechtel |
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Starbesetzung mit Matthias Schweighöfer, Ruth Maria Kubischek und August Diehl. Aber Markus Gollers Film „Frau Ella“ bleibt mutlos und ihm fehlt Originalität.

Sentimentalitäten im Kino können einen packen oder peinlich sein. Kitsch kann lustig sein oder entnerven. Klischees können in einem Film Halt geben oder langweilen. Und natürlich darf Kino, gerade bei einem Film über die Liebe, uns Unwahrscheinliches erzählen, aber nur so, dass wir es auch glauben wollen.

Bei diesen Gratwanderungen ist Regisseur Markus Goller („Eine ganz heiße Nummer“) diesmal abgerutscht mit „Frau Ella“, der Verfilmung des gefühligen Romans von Florian Beckerhoff, nur dass man beim Lesen selbst über seine Bilder im Kopf bestimmt.

„Frau Ella“ ist eine doppelte romantischen Komödie: Denn in einem Krankenhaus lernt Sascha (Matthias Schweighöfer) eine alte Dame (Ruth Maria Kubitschek) zwangsweise kennen. Zusammen suchen sie ihre Ex-Liebe von vor 70 Jahren! Dabei – auf der Fahrt nach Paris – wird der Film zu einem Roadmovie, denn es ist Abfahrt von moralischer Verpflichtung Saschas, der von seiner Liebe (charakterstark: Anna Bederke) flieht. Und weil noch der Möchtegern-Frauenheld, aber eigentliche Loser, im Cabrio sitzt (August Diehl), wird auch noch echte Männerfreundschaft diskutiert mit Höhen und Feigheit-vor-dem-Freund-Tiefen. Und am Ende kehrt der Film noch zu Saschas Studentenliebe zurück.

Das alles hätte Witz, weil Schweighöfer einfach ein unwiderstehlicher Studium-Schmeißer-Filou–Taxifahrer mit eigentlich konservativen Sehnsüchten ist. August Diehl einen gelungenen Radikal-Hedonisten gibt und Ruth Maria Kubitschek eine liebenswürdige Frau Ella ist, die sich noch einmal aus der Oma-Wohnungsklausur wagt. Aber alles ist völlig vorhersehbar einfallslos inszeniert: Frau Ella ist eine peinliche Karikatur einer lebensfremd gewordenen Frau, die immer viel zu betulich auftritt, alle Orte sind zu nette Postkarten aus dem Tourismus-Katalog und das Ende ist unfassbar glatt und mutlos und vieles sogar unmotiviert oder unglaubwürdig (eine Lazarettruine wie frisch von 1945, plumpe deutsch-französische Verständigungsunlogik).

Man muss den Film nicht mit dem Klassiker „Harold und Maude“ vergleichen oder mit Schweighöfers Jungsfreudschafts-Hit „Friendship“ (2010). Aber es fehlt hier einfach völlig an Mut und Originalität.

Kino: Cadillac, Mathäser, Maxx; R: Markus Goller (D, 104 Min.)

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