"Kirschblüten und rote Bohnen": In die Seele blicken

Der japanische Film „Kirschblüten und rote Bohnen“ berührt uns mit ganzem Herzen.
von  Margret Köhler

Drei Menschen, die sich in ihrer Einsamkeit treffen und versuchen, das Leben mit seinen Stolperschwellen zu meistern: Der mürrische Imbissbudenbetreiber Sentaro, die schüchterne Schülerin Wakana, die freundliche ältere Tokue.

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Eine Geschichte von Freundschaft, Verzicht, Liebe, Tod und Leben

 

Der Mann fertigt lustlos Doriyaki, Pfannkuchen mit einer roten Bohnenpaste aus Plastikkanistern, reine Sattmacher ohne wirklichen Geschmack. Als die betagte Dame (Japans berühmte Schauspielerin Kirin Kiki) mit ihren verkrümmten Fingern nach einem Job fragt, weist er sie ab. Erst als die Hartnäckige ihm selbst gemachte wunderbare Bohnen-Soße mitbringt, willigt er ein. Bald werkeln die beiden in der schmalen Küche, zelebrieren die Kunst des Kochens und des Würzens, wird die aufwändige Vorbereitung fast zur Meditation. Das Geschäft floriert, die Kunden stehen Schlange, aber mit dem unerwarteten Erfolg kommen neue Probleme.

Symbol für die Vergänglichkeit ist hier die japanische Kirschblüte, die sich in verführerischer Schönheit entfaltet, um dann ihre Strahlkraft zu verlieren, langsam zu verschwinden. Gleichzeitig steht sie mit ihrer jährlichen Wiederkehr für Glauben an einen möglichen Neuanfang.

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In sehr ruhigem Rhythmus und mit einer versponnenen Melancholie entwirft Naomi Kawase eine sanfte und generationsübergreifende Geschichte von Hoffnung, Freundschaft und Verzicht, erzählt von Abschied und Tod, Liebe und Leben, von japanischen Weisheiten und Traditionen, lang gehüteten Geheimnissen und Emotionen. Dabei tastet die Kamera die Gesichter der Protagonisten ab, das der Alten mit tiefen Schicksalsspuren, die dennoch das Lachen nicht verlernt hat, das des Mannes von der Anspannung des harten Alltags gezeichnet, das des Mädchens in jugendlicher Offenheit. Gemeinsam gehen sie ein Stück Weges, finden Halt in ihrer ungewöhnlichen Zuneigung.

Japans Kult-Regisseurin lässt sich Zeit bei der Entdeckung des Unscheinbaren, verzaubert wie schon in „Still the Water“ mit einem zarten Hauch Poesie und großer Zärtlichkeit für ihre Antihelden ohne die Wirklichkeit mit ihrer sozialer Ausgrenzung zu vernachlässigen. Es gibt wenige Filme, die gleichzeitig traurig und wunderbar glücklich machen.


Kino: Arena sowie Theatiner (OmU) | B&R: Naomi Kawase | (F,D, J, 109 Min.)

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